Der deutschen Wirtschaft geht es immer schlechter. Nach vielen erfolgreichen Jahren scheint der Zenit bereits längst überschritten und immer mehr Unternehmen müssen die Tore für immer schließen. Dabei sind große Handelshäuser wie Galeria Kaufhof, Schuhhändler wie Görtz, Orsay-Moden und Adler, um nur einige zu nennen. Allerdings trifft es jetzt bereits das internationale Aushängeschild der deutschen Wirtschaft, die Automobilindustrie.
Hier ist in besonderem Maße die Zulieferindustrie betroffen. Die Anbauteile und Halbzeuge der Fahrzeuge können nicht mehr wettbewerbsfähig in Deutschland gefertigt werden. Der Preiskampf scheint für viele Hersteller einfach verloren zu sein. Als Industriestandort ist Deutschland derart teuer geworden, dass jüngst ein Vergleich einiger deutscher Unternehmer feststellte, dass es sogar im Hochlohnland Schweiz unter dem Strich günstiger ist, zu fertigen.
Die Firma Kamei muss einen schweren Rückschlag verkraften
Bereits im Jahr 2021 schickte der Industrieverband Blechumformung (IBU) einen Brandbrief an die Bundesregierung in dem auf „zerstörerische Markthemmnisse, chipmangelbedingte Produktionsstopps und drastisch gestiegene Energiekosten“ hingewiesen wurde. Passiert ist eher das Gegenteil von Abhilfe. Jetzt hat es ein Unternehmen getroffen, das sich seit 50 Jahren erfolgreich im europäischen Markt behaupten konnte und nun die Segel streichen muss. Die Rede ist von Kamei, der als Marktführer für Dachboxen und Kopfstützen einst von sich reden machte.
Auch Halbzeuge aus Kunststoff wurden für die Automobilindustrie gefertigt. Die Qualität und Kundennähe haben das Traditionsunternehmen aus Wolfsburg stets ausgezeichnet, aber mit den gestiegenen Unsicherheiten, ausgelöst durch den schlecht organisierten Umstieg auf den E-Automarkt sowie den enorm gestiegenen Energiekosten durch die Reaktionen auf den Ukrainekrieg seitens der Bundesregierung, ist kein wirtschaftliches Handeln mehr möglich. Hier kommen so viele Faktoren zusammen, dass es verwunderlich ist, dass nicht noch viel mehr Unternehmen schließen müssen. Fatale Kombinationen aus gestiegenen Rohstoffkosten, extrem hohen Lohnnebenkosten und den teuren Umweltauflagen führen dazu, dass der Standort Deutschland für viele schlicht unbezahlbar wird.
Wie es für Kamei weitergeht, steht momentan noch in den Sternen und wird sicherlich ein Beispiel für viele Unternehmen rund um den Fahrzeugmarkt sein, denen es ähnlich ergeht. Besonders traurig ist die Tatsache, dass es sich hier um einen echten Pionier der Automobiltechnik handelt. Der Betrieb kam bereits im Jahr 1952 mit den ersten Sicherheitskopfstützen für Pkws auf den Markt. Auch in Sachen Dachboxen waren sie Vorreiter und machten sie im Jahr 1988 aerodynamisch und damit „salonfähig“. Insgesamt ein weiteres trauriges Kapitel eines deutschen Traditionsunternehmens, das so unrühmlich zu Ende geht.