Experten warnen vor unzureichender Vorbereitung: Zehntausende Hitzetote in Deutschland möglich

Die steigende Frequenz von Hitzewellen fordert hierzulande bereits zahlreiche Tote. Und die Zahl könnte laut Experten noch deutlich steigen, wenn keine Maßnahmen getroffen werden.
07.07.2025, 13:11 Uhr
Experten warnen vor unzureichender Vorbereitung: Zehntausende Hitzetote in Deutschland möglich
iStock / Stadtratte
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Auch, wenn es temporär immer wieder abkühlt, ist auch Deutschland zunehmend von Hitzewellen betroffen. Das erfordert eine Umstellung in vielen Bereichen – Experten warnen jetzt allerdings davor, dass Deutschland darauf bei Weitem nicht ausreichend vorbereitet sei. Die Folgen könnten verheerend sein, auch im medizinischen Bereich. Gerade wie bei einem auch möglicherweise aktuell bevorstehenden Hitzedom ist die Gefahr groß. Dabei herrscht über mehrere Tage oder sogar Wochen extreme Trockenheit und hohe Temperaturen, die aufgrund des Luftdrucks auch nicht entweichen kann.

Darauf weisen unter anderem Experten der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in einer Analyse hin. Bei unzureichender Vorbereitung könnten extreme Hitzefälle „zehntausende Todesfälle binnen weniger Tage“ verursachen, heißt es dort unter anderem. Die gute Nachricht: Bei entsprechender Vorbereitung sei das vermeidbar. Allerdings würden die zuständigen Landkreise bisher zu wenig oder gar nichts unternehmen.

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Deutschland ist auf Hitzewellen nicht ausreichend vorbereitet

„Während andere Länder bereits katastrophale Hitzewellen erlebt haben – und das sind längst nicht mehr nur die Länder im Süden Europas –, fehlen in Deutschland grundlegende Vorbereitungen für solche Extremereignisse“, erläutert unter anderem Professor Clemens Becker, Leiter der „Unit Digitale Geriatrie“ am Geriatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg und federführender Autor. Schon jetzt geht die Zahl der Hitzetoten im Jahr in die Tausende. Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass etwa 2020 bis 2022 bedingt durch hohe Temperaturen jeweils mehr als 4000 Personen starben. 2018 und 2019 lagen die Zahlen mit mehr als 7000 Hitzetoten besonders hoch.

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Zu einem Umdenken habe das allerdings nicht geführt, so die Experten. Von insgesamt 294 Landkreisen hätten bisher nur 25 überhaupt einen Aktionsplan erarbeitet. „Diese enthalten jedoch wenige oder keine Angaben zum Umgang mit extremen Hitzeereignissen“, heißt es in der Analyse. Gerade das sei allerdings in „Regionen wie dem Rheintal, der Kölner Bucht, den Metropolregionen wie München, Stuttgart, Dresden, Berlin, Frankfurt und dem Ruhrgebiet“ besonders wichtig.

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Immerhin arbeiten weitere Regionen daran. Brandenburg hat etwa angekündigt, dass ein entsprechender Aktionsplan bis 2027 erarbeitet werden soll. Ob dieser dann allerdings ausreichende Maßnahmen umfasst, bleibt abzuwarten. Dazu gehört auf der Planungsseite unter anderem der Aufbau eines Krisenstabs, Vorbereitung öffentlicher Massenkommunikation sowie überhaupt das Festlegen von Kriterien, die das Ausrufen eines Krisenfalls zur Folge haben. Es sollte allerdings noch viel konkreter werden.

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Hitze birgt große gesundheitliche Risiken

Die Experten empfehlen eindringlich, dass es etwa auch mobile Einsatzteams geben sollte, die besonders gefährdeten Personen zu Hilfe kommen können. Zudem müssten Laieneinsatzhelfer geschult und für den Notfall Evakuierungspläne erstellt werden. Im Falle einer ausgerufenen Krisensituation – Stand jetzt zählen Hitzewellen allerdings noch nicht dazu – müsste zudem eine offizielle Urlaubssperre sowie ein Urlaubsabbruch im Gesundheitswesen gelten sowie „Beschäftigungsverbote für planbare Außentätigkeiten“, was etwa das Bauwesen oder auch die Landwirtschaft betreffen würde.

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Zudem sollten mithilfe von Krankenkassen und Pflegeversicherungen Personen ermittelt werden, bei denen das gesundheitliche Risiko besonders hoch ist. Dazu gehören vor allem ältere Menschen, aber auch Kinder oder Schwangere. Hitze, vor allem über einen längeren Zeitraum hinweg, ist deshalb so gefährlich, weil es den Kreislauf überlasten kann. Infolgedessen ist etwa das Risiko für einen Hitzschlag, aber auch für Herzinfarkte oder Schlaganfälle deutlich erhöht