Skandal um den „Schlagabtausch“: Politiker und Zuschauer erheben schwere Vorwürfe gegen das ZDF

Die Wahlsendung "Schlagabtausch" hat für eine intensive Debatte gesorgt. Dem TV-Sender ZDF werden aufgrund des Publikums schwere Vorwürfe gemacht.

12.02.2025, 11:19 Uhr
Skandal um den „Schlagabtausch“: Politiker und Zuschauer erheben schwere Vorwürfe gegen das ZDF
picture alliance/dpa | Christoph Soeder
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Die Wahlsendung „Schlagabtausch“ wurde in der vergangenen Woche bei dem Fernsehsender ZDF ausgestrahlt und hat eine heftige Debatte ausgelöst. Allerdings nicht aufgrund der Kandidatinnen und Kandidaten, sondern wegen des Publikums. Schon während der Sendung fiel nämlich auf, dass immer nur bei bestimmten Politikern geklatscht wurde.

Bei den anderen herrschte Stille im Saal. Schlimmstenfalls gab es „Buh“-Rufe zu hören. Der FDP-Politiker Christian Lindner sprach den Missstand während der Sendung sogar an. Denn das Publikum klatschte nur bei Kommentaren des Linken-Politikers Jan van Aken und des Grünen-Co-Parteichefs Felix Banaszak. Daraufhin hagelte es Kritik für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das in den vergangenen Wochen sowieso immer mehr an Glaubwürdigkeit verlor.

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ZDF-Publikum bei der Wahlsendung "Schlagabtausch" löst Debatte aus

Dem ZDF wird vorgeworfen, absichtlich Personen eingeladen zu haben, die links-grün orientiert sind. Der Anschuldigung wurde jedoch widersprochen. Man habe kein Publikum gecastet, sondern „im Vorfeld unter anderem auch verschiedene Berliner Institutionen kontaktiert“, um „interessierte Menschen für einen Besuch der Sendung zu gewinnen“. Es soll auch nicht sofort klar gewesen sein, welche Politiker beim "Schlagabtausch" sprechen werden. Doch vorwiegend sollen Studenten der Humboldt-Uni Berlin sowie der FU Berlin im Publikum gesessen habe. Das ZDF erklärte, dass man auch andere Verbände kontaktiert habe, allerdings ohne Erfolg.

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Die angeblich angefragte „Friedrich-Naumann-Stiftung“ der FDP behauptet jedoch das Gegenteil. „Wir haben alles durchforstet, hätte ja sein können, dass die Einladung in der digitalen Sofaritze versunken ist. Aber da war keine Einladung. Deshalb habe ich beim ZDF nachgefragt, wen sie denn angefragt haben. Und dann haben sie gesagt: niemanden“, erklärte Sprecher Florian von Hennet. „Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk, den wir gerade in dieser Phase von starker Polarisierung für eine gewisse Ausgewogenheit brauchen, die nötige Professionalität vermissen lässt und uns die Schuld in die Schuhe schiebt, dann hört das Verständnis bei uns auf“, heißt es weiter.

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"Das verschärft die wachsenden Vorbehalte in der Bevölkerung."

Auch die geladenen Politikerinnen und Politiker haben sich mittlerweile geäußert. „In der Sendung konnte ich einen Lachanfall kaum unterdrücken. In Wahrheit ist es natürlich eine ernste Sache, wenn gebührenfinanzierte Sendungen als einseitig wahrgenommen werden. Das verschärft die wachsenden Vorbehalte in der Bevölkerung“, sagte Christian Lindner gegenüber der Presse. Auch die BSW-Chefin Sahra Wagenknecht meldete sich zu Wort: „Wir merken schon, man versucht natürlich, uns mit all dem kleinzukriegen, weil wir stören, weil natürlich die alten Parteien nicht wollen, dass wir tatsächlich auch im nächsten Bundestag mit einer starken Fraktion vertreten sind. Vor uns haben sie eben Angst, weil wir sie unter Druck setzen, ihre Politik nicht teilen.“

Der AfD-Politiker Tino Chrupalla ging sogar noch weiter und erklärte, dass man eine „Werbesendung für Linke und Grüne“ veranstaltet habe. „Diese Manipulation der Wähler verstößt gegen die Gebote der Unparteilichkeit und Ausgewogenheit“, heißt es weiter. Beim darauffolgenden TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz am vergangenen Sonntag war schließlich überhaupt kein Publikum anwesend. Ein ZDF-Korrespondent fügte in einer anschließenden Nachrichtensendung hinzu, dass es sich tatsächlich um Studenten eher linker Unis gehandelt habe und das Publikum beim "Schlagabtausch" „nicht wirklich repräsentativ“ gewesen sei. Die Verantwortlichen erklärten, sie würden bedauern, dass es zu einseitigen Reaktionen gekommen ist.

Der TV-Sender ZDF gibt verschiedene Statements ab

„Bei solchen Sendungen ohne direkte Publikumsbeteiligung ergibt sich daraus in der Regel eine ausgewogene Verteilung.“ Man habe die politische Ausrichtung der Gäste nicht abgefragt. "Es ist offensichtlich, dass Grüne und Linke ihre Claqueure zielgerichtet in diese Sendung geschleust haben, um das Meinungsbild der Fernsehzuschauer zu beeinflussen. Wenn dann in der weiteren Berichterstattung des ÖRR, zum Beispiel im Deutschlandfunk, dieses schiefe Applausbild einfach ohne Einordnung eingespielt wird, wirkt diese Form der Beeinflussung", beschwerte sich auch Wolfgang Kubicki. Wie das ZDF seine Glaubwürdigkeit nun wieder verbessern möchte, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.