Sie reisten 8 Milliarden Jahre: Mysteriöse Radiowellen treffen die Erde

Forscher entdeckten ein Radiosignal, welches ganze acht Milliarden Jahre reiste, bis es die Erde erreichte.

26.10.2023, 20:54 Uhr
Sie reisten 8 Milliarden Jahre: Mysteriöse Radiowellen treffen die Erde
Dima Zel/Shutterstock
Anzeige

Seit dem Begin von Zivilisationen beschäftigt sich die Menschheit mit der Frage, was „da draußen“ noch so alles vorhanden ist. Auch berühmte Astronomen wie Galileo Galilei, Kopernikus, Johannes Kepler und Tycho Brahe, die mit ihren Darstellungen des Weltalls eine Antwort auf die Frage geben wollten, was die Erde umgibt und welche Position die Erde, und damit auch die Menschheit, im Universum einnimmt. Viele von ihnen mussten mit Verfolgungen und Anklagen rechnen, da zu damaligen Zeiten ein Weltbild vorherrschte, der den Menschen und der Erde eine zentrale Position im Universum zuwies und den Gedanken ablehnte, einen um die Sonne kreisenden Planet zu bewohnen, der lediglich einen kleinen Teil der Natur darstellt. 

Heutzutage ist das selbstverständlich anders und die Menschheit hat ihren Platz im Universum besser verstanden. Die Rätsel des „Woher und Wohin“, die zum allergrößten Teil immer noch nicht verstanden sind, beschäftigen nun die Wissenschaftler weltweit. Immer wieder ist von merkwürdigen UFO-Sichtungen zu hören, von mysteriösen Vorgängen, die nicht nur mit Radioteleskopen auf der ganzen Welt, sondern auch mit Satelliten, wie zum Beispiel dem Hubble-Teleskop oder dem noch leistungsfähigeren Webb-Teleskop erfasst werden.

Sternen-Amoklauf: Studie zeigt, wie ein Stern die Erde auslöschen könnte Sternen-Amoklauf: Studie zeigt, wie ein Stern die Erde auslöschen könnte
Anzeige
Triff/Shutterstock

Das Radiosignal dauerte nur wenige Millisekunden an

Bei diesen Weltraum-Observationen werden nicht nur Vorgänge im sichtbaren Licht erfasst, sondern hier werden alle Bereiche von elektromagnetischer Aktivität gleichermaßen beobachtet. So zum Beispiel die Röntgen-Hintergrundstrahlen, die Gamma-Emissionen sterbender Sterne oder auch Radiofrequenzen. Alle diese Strahlungen haben gemeinsam, dass sie aus elektromagnetischen Wellen bestehen, die sich in unterschiedlichen Frequenzen, beziehungsweise Schwingungen befinden. 

Anzeige

Auch Radiowellen gehören in dieses Spektrum. So wurden unter der ziemlich wissenschaftlichen Bezeichnung FRB 20220610A Radiosignale gemessen, deren Herkunft und Ursprung noch unbekannt sind.  Sie haben die Erde im Juni 2022 erreicht und sind unglaubliche acht Milliarden Jahre alt. Die Bezeichnung FRB bedeutet „Fast Radio Burst“ und bedeutet übersetzt, “schneller Radiostrahlungsausbruch“. Diese Aktivitäten sind in ihrer Stärke außergewöhnlich intensiv, dauern aber nur einige Millisekunden.

Anzeige

Aufgefangen wurden diese Signale am ASKAP-Array, einer Station für Radiowellen in West-Australien. Rund 50 dieser Signale wurden bisher erfasst – die meisten davon in Australien. Der Studienkoautor Dr. Stuart Ryder, Astronom an der Macquarie University erklärte in einem Statement: „Mithilfe des ASKAP konnten wir genau bestimmen, woher der Ausbruch kam. Dann suchten wir mit dem „Very Large Telescope“ der Europäischen Südsternwarte in Chile nach der Ursprungsgalaxie.“ Das Ergebnis war, das diese Galaxie weiter von der Erde entfernt ist als bei jedem anderen bisher entdeckten FRB. Mit anderen Worten, das Radiosignal, was sich mit Lichtgeschwindigkeit durch das Universum bewegt, hat rund 8 Milliarden Jahre gebraucht, um es bis zur Erde zu schaffen.

Teo Tarras/Shutterstock

Forscher wollen das Rätsel der „fehlenden Materie des Universums“ lösen

Entstanden sein soll diese FRB-Aktivität aus Magnetaren, also Neutronensternen mit einem extrem starken Magnetfeld. Sie befinden sich im magnetischen Einflussbereich eines supermassereichen Schwarzen Lochs. Wenn sie entstehen, kann es zu Energieausbrüchen kommen, die derartig stark sind, dass sie die Vorstellungskraft von Menschen sprengen. Jeder einzelne dieser Ausbrüche hat eine Energie, die unsere Sonne in rund 30 Jahren produziert. Wie und warum diese Vorgänge entstehen, ist allerdings noch unklar. Allerdings können sie dazu beitragen, das Rätsel der „fehlenden Materie des Universums“ zu lösen, meint  Ryan Shanon, Professor der Swinburne University of Technology in Australien.  

„Wir vermuten, dass sich die fehlende Materie im Raum zwischen den Galaxien verbirgt, aber sie ist vielleicht so heiß und diffus, dass sie mit üblichen Techniken nicht sichtbar ist,“ so Shannon. Die Radioblitze können dazu beitragen, dass „Woher“ etwas besser zu verstehen und sich in der Folge auch besser darüber klar zu werden zu können, „wohin“ es geht mit dem Universum, und damit auch uns.