Nach den Höchstpreisen für Kakao im April dieses Jahres verteuert sich der Import von Kakaobohnen, -butter, -fett und -öl seit Oktober wieder drastisch. Die Folgen der Preiserhöhungen treffen nicht nur die Lebensmittelindustrie, sondern auch Pharmazie und Kosmetik. Mit seiner hohen und stetig steigenden Nachfrage spielt Kakao eine zentrale Rolle in der globalen Landwirtschaft. Doch Klimawandel, Krankheiten und politische Instabilität vermindern zunehmend die Erträge.
Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts verteuerte sich der Import von Kakaobohnen im Oktober um 91,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der von Kakaomasse sowie von Kakaobutter, -fett und -öl stieg sogar um 114,7 Prozent an. Diese Preisanstiege werden laut Statistik auch kein Einzelphänomen bleiben. Zwar fällt die Steigung der Einfuhrkosten-Kurve nun deutlich flacher aus als noch im Frühjahr dieses Jahres. Dennoch geht die Tendenz weiterhin nach oben.
Schokolade wird knapp: Ist der Mensch selbst schuld?
Der Kakaopreis unterliegt den Regeln der freien Marktwirtschaft, dem Verhältnis von Angebot zu Nachfrage. Dadurch, dass die Nachfrage auf dem Weltmarkt tendenziell weiter steigt, während das Angebot in den letzten Jahren geringer ausfiel, werden die Preise im Konkurrenzkampf der Industrien in die Höhe getrieben. Der Kakaoanbau findet in tropischen Regionen statt, die stark anfällig für Schwankungen des Klimas sind. Extremwetterereignisse wie Dürren und Starkregen haben somit einen direkten Einfluss auf die Ernten und können das Angebot verringern. Je schlechter die Ernten ausfallen, desto höher steigt der Kakaopreis an - und infolgedessen der Preis für Schokolade.
Der derzeitig hohe Kakaopreis ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen gilt das El-Niño-Phänomen, das in Westafrika, insbesondere in der Elfenbeinküste und Ghana, unvorhersehbare Wetterbedingungen verursacht hat, als ein großer Preistreiber. Die Gebiete kämpften mit einer Kombination aus heftigen Regenfällen und extremer Trockenheit, die die Ernten erheblich beeinträchtigten. Infolgedessen hat sich die globale Produktion reduziert.
Gleichzeitig sind viele Kakaoplantagen in Ghana und der Elfenbeinküste von der Kakaoschotenkrankheit betroffen, die die Erträge ebenso mindert. Da der Klimawandel mit seiner zunehmenden Anzahl an Wetterextremen durch den Menschen verursacht wird, kann durchaus behauptet werden, dass die Menschheit selbst eine Teilschuld an der derzeitigen Verknappung der Schokolade hat. Neben den klimatischen Bedingungen ist auch die Gier des Menschen schuld an der Situation: Durch die Unsicherheit über die zukünftige Kakaoversorgung haben Investoren begonnen, in Kakao zu investieren, was den Preis ebenso künstlich nach oben treibt.