Seit der Corona-Epidemie zieht eine geradezu beispiellose Pleitewelle durch die Unternehmenslandschaft in Deutschland. Betroffen sind so gut wie alle Branchen, angefangen von Lebensmitteldiscountern über die schwer gebeutelte Mode- und Textilindustrie bis hin zu Kosmetikunternehmen – nichts und niemand scheint verschont zu bleiben. Jüngstes trauriges Beispiel für die wirtschaftliche Schieflage ist eine Kosmetikfirma aus Baden-Baden-Steinbach. Dabei handelt es sich die Firma „Mussler Cosmetic Production“. Das Unternehmen beschäftigt 104 Mitarbeiter und musste unlängst den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Baden-Baden einreichen.
Als Gründe nennt Dr. Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze & Braun, der mit der Insolvenzverwaltung betraut wurde, deutliche Umsatzrückgänge sowie einige bislang unbekannte Gründe. Dennoch möchte Pehl aktuell von einer Geschäftsaufgabe noch nichts hören. Momentan ist er damit beschäftigt, die Produktion weiter aufrecht zu erhalten und dabei Gespräche mit Investoren oder Interessenten zu führen. Erklärtes Ziel sei es, nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch den Standort zu erhalten.
Kosmetikfirma aus Baden-Baden ist insolvent
Die momentan dringlichsten Aufgaben beschreibt Pehl so: "Die Liquiditätslage des Unternehmens ist nicht einfach, deswegen liegt unser Fokus zu Beginn des Verfahrens ganz klar auf der Stabilisierung des Unternehmens. Gespräche mit potenziellen Investoren sollen so schnell wie möglich vorangetrieben werden, um zu einem positiven Abschluss zu kommen". Florian Mußler, der Geschäftsführer ergänzte, dass trotz der Bewältigung der Pandemie die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr ohne externe Hilfe mehr zu bewältigen sind. Außerdem sieht er, genau wie auch Dr. Pehl, das Unternehmen noch nicht am Ende.
Er meinte weiter: „Wirtschaftlich herausfordernde Monate voller Herzblut und Kampfgeist liegen hinter uns. Unser Jahr 2023 war geprägt von Reflexion und Neudenken. Nachdem wir Ende 2021 die Folgen der Pandemie nur noch mit einem Sozialplan auffangen konnten, durften wir im vergangenen Jahr viele neue Mitarbeitende im Unternehmen begrüßen“. Der Betrieb versteht sich als reiner Dienstleister und Lohnhersteller für die Kosmetik. Hierbei wird für renommierte auftraggebende Unternehmen sowohl die Herstellung als auch die Abfüllung in die unterschiedlichsten Verpackungen angeboten und durchgeführt.
Die Verantwortlichen hoffen noch auf die Rettung von Mussler
Dabei werden kostspielige Qualitätsmerkmale, wie zum Beispiel die lückenlose Rückverfolgbarkeit, Inprozess-Kontrollen und passende Dokumentationen nach der EG-Kosmetikverordnung beachtet und dokumentiert. Bislang sind alle Beteiligten noch voller Hoffnung, das Ruder nochmal herumreißen zu können, um den Traditionsbetrieb, der mittlerweile bereits seit 46 Jahren existiert, in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren. Das ist umso mehr zu wünschen, damit nicht noch ein weiteres deutsches Mittelstands-Unternehmen für immer die Türen schließen muss.