Es kommt immer wieder vor, dass gerade in Deutschland alte Weltkriegsbomben entdeckt werden. Um diese dann zu entschärfen, müssen manchmal ganze Häuserblocks geräumt werden. Aber was macht man, wenn es nicht einfach um eine Bombe, sondern um 1400 Tonnen Sprengstoff geht? Und was, wenn diese dazu auf einem Schiffswrack am Grund der Themse liegen?
Mit dieser Frage beschäftigen sich Experten bereits seit Jahrzehnten. Bei dem Schiffswrack handelt es sich um die SS Richard Montgomery, ein von den USA gebautes Transportschiff. Am 20. August 1944 sank die Montgomery und liegt jetzt auf einer Sandbank, ungefähr 60 Kilometer entfernt vom Zentrum der Millionenstadt London. Die Masten ragen seitdem aus der Themse und sind eine gut sichtbare Warnung. Sollte der Sprengstoff detonieren, wären die Folgen verheerend.

SS Richard Montgomery könnte im Ernstfall brennenden Tsunami auslösen
Ursprünglich befanden sich sogar 7000 Tonnen Sprengstoff an Bord des Wracks. Ungefähr 5600 Tonnen wurden bereits gesichert. Und das sollte Experten zufolge auch unbedingt mit dem Rest passieren. Denn bereits im Jahr 1970 stellte das Royal Military College of Science fest, dass eine Explosion an dieser Stelle eine „3.000 Meter hohe Wasser- und Trümmersäule und einen fünf Meter hohen Tsunami“ verursachen würde.
Das könnte nicht nur der nahe gelegenen Kleinstadt Sheerness mit ihren knapp 15.000 Einwohnern gefährlich werden. Dazu kommt nämlich, dass aus dem Wrack immer wieder Phosphor entweicht, der sich an der Wasseroberfläche entzündet. In Kombination mit einem Tsunami wäre dann unter anderem auch die Isle of Grain gefährdet, die wiederum für die Flüssiggasversorgung des Landes enorm wichtig ist.

Riss im Montgomery-Wrack macht Sprengstoff immer gefährlicher
David Alexander, Professor für Notfallplanung und -management am University College London (UCL), beschäftigte sich im Rahmen einer Studie ausführlich mit dem Sprengstoff-Wrack der SS Richard Montgomery. Der Wissenschaftler verweist auf das Katastrophenpotenzial, das zudem gefährlich nahe des gängigen Schiffverkehrs liegen würde.
Laut einem Report der Regierung vergrößert sich aktuell zudem ein Riss entlang des Frachtraums zusehends. Innerhalb eines einzigen Jahres hat dieser um 37 Zentimeter in der Länge und fünf Zentimeter in der Breite zugelegt. Auch die Lukenstützen sackten um etwa 17 Zentimeter ab. Dadurch bestehe eine wachsende Gefahr, dass der vordere Teil des Schiffes in zwei Teile bricht.
Das würde zum einen die Gefahr für eine Explosion erhöhen. Zum anderen würde es auch eine zukünftige Bergung des Sprengstoffs erschweren, zumal sich die gefährliche Fracht dann auf dem Meeresboden verteilen könnte. Das zuständige Verkehrsministerium betont jedoch auch in einem aktuellen Update, dass der Zustand der Montgomery weiterhin stabil genug sei.