Zu erkennen, ob der Partner oder die Partnerin fremdgeht, ist meistens gar nicht so einfach. Oft handelt es sich um One-Night-Stands auf der Geschäftsreise oder Affären, die gekonnt auf dem Smartphone durch bestimmte Apps getarnt werden. Doch das Bauchgefühl sagt einem manchmal, dass irgendetwas nicht stimmt.
Tatsächlich laufen die meisten Affären nach einem ähnlichen Muster ab. Bestimmte emotionale Phasen können Aufschluss darüber geben, ob der Partner treu ist oder nicht. Die Paartherapeutin Esther Perel erklärt, dass es insgesamt fünf Phasen gibt, die eine untreue Person durchläuft, wenn sie beginnt sich heimlich mit jemandem zu treffen. Denn es handelt sich um einen großen Unterschied im Gegensatz zu einem einmaligen abenteuerlichen Ausrutscher.

Geht der Partner oder die Partnerin fremd? So beginnt fast jede Affäre
„Die Affäre zeichnet sich durch Heimlichkeit, erotische Spannung und emotionale Beteiligung aus – Faktoren, die sich erst mit der Zeit und nicht von heute auf morgen entwickeln“, betont Perel. Alles beginnt mit dem Verheimlichen eines eigentlich erstmal harmlos dargestellten Kontakts. „Zwei Menschen verstehen sich gut, finden sich anziehend, führen möglicherweise tiefgründige Gespräche, lachen zusammen und genießen eine besondere Leichtigkeit miteinander. Ohne dass es zu körperlichen Berührungen kommen muss, kommen sie sich emotional näher.“ Dadurch, dass zuerst keinerlei Körperkontakt entstanden ist, rechtfertigen viele Fremdgänger ihr Verhalten genau mit diesem Argument.
In der zweiten Phase entsteht dann ein tieferes Verhältnis. Es finden regelmäßige Treffen statt und vor allem beginnt eine tägliche Kommunikation per Telefon und Chat. In der nächsten Phase folgt schließlich der körperliche Aspekt. „Die erotische Spannung ist in dieser Phase extrem hoch, ein schwacher Moment genügt, um das Großhirn auszuschalten und dem Reptiliengehirn freien Lauf zu lassen“, berichtet Perel. Das Lügenkonstrukt wird immer größer. Der Partner ist vermehrt lange unterwegs, meldet sich nicht mehr und wirkt gereizt, wenn man ihn darauf anspricht.

Einige Beziehungen und Ehen können trotz des Vertrauensbruchs noch gerettet werden
Ein Teufelskreis entsteht, denn nicht nur die Affäre treibt einen Keil zwischen das betroffene Paar, sondern es kommt auch immer häufiger zum Streit. In der vierten Phase fliegt der Fremdgänger schließlich auf. Die Lage zu Hause hat sich zugespitzt und der Partner oder die Partnerin kann die Untreue nicht mehr verbergen. In der fünften und letzten Phase muss das Paar schließlich entscheiden, wie man mit dem Vertrauensbruch umgeht. Nicht selten folgt die Trennung. Allerdings gibt es auch Paare, die nach einem solchen Erlebnis wieder füreinander kämpfen und merken, was sie an dem jeweils anderen haben.
„Manche Paare stellen sich nach einem solchen Ereignis vielleicht zum ersten Mal die Frage: Was ist uns im Leben wichtig und was hat mein Partner jahrelang vermisst, was die Affäre vielleicht zu ersetzen versucht hat“, erklärt auch die Expertin. Eine offene und einfühlsame Kommunikation kann schließlich in einige Fällen sogar dazu führen, dass die Beziehung oder die Ehe nach einer Affäre besser harmoniert als zuvor. Ein solcher Vertrauensbruch ist jedoch schwerwiegend und nicht selten gibt es keinen Weg mehr zurück.