Streaming-Riese Netflix ist dafür bekannt, mehr Eigenproduktionen zu veröffentlichen als jeder andere Anbieter, vor allem im Serien-Bereich. Das ist ein wesentlicher Teil des Erfolgskonzepts, da die Inhalte in der Regel exklusiv auf der Plattform zu sehen sind. Dazu gehören große Produktionen wie „Wednesday“ oder „Stranger Things“. Man findet aber darüber hinaus auch einige Perlen bei dem Anbieter.
Bei der schieren Masse an Neuheiten ist es nur natürlich, dass Netflix auch immer wieder Serien absetzen muss, ohne dass sie zu Ende erzählt werden. Welche Parameter dabei genau gelten, hat der Streaming-Dienst noch nie offiziell bekannt gegeben. Man kann allerdings davon ausgehen, dass zum einen die Abrufzahlen eine wesentliche Rolle spielen. Zum anderen ist wichtig, wie der Inhalt beim Publikum ankommt. Das lässt sich sowohl an den Bewertungen ablesen, aber auch davon, ob Zuschauerinnen und Zuschauer die bereits erschienenen Folgen einer Serie bis zu Ende geschaut haben. Und nicht zuletzt soll ebenfalls entscheidend sein, ob eine Produktion dazu führt, dass neue Abonnentinnen und Abonnenten hinzugewonnen werden.
Eine Serie, bei der eigentlich nach außen hin alles auf Grün zu stehen schien, ist die Netflix-Serie „Boots“. Zum Start eroberte sie die Streaming-Charts und verdrängte dabei sogar die neue Staffel des Krimi-Hits „Monster“ von der Spitze und hielt sich für vier Wochen in den Top 10. Die Kritiken waren zudem ausgesprochen positiv. Bei Rotten Tomatoes vergaben Publikum und die professionelle Kritik jeweils sehr gute 90 Prozent. Bei IMDb zeigt sich mit 7,9 Sternen ein ähnliches Bild. All das hat aber offensichtlich nicht gereicht.
In den USA schlug die Netflix-Serie „Boots“ politisch hohe Wellen
Denn wie jetzt bekannt wurde, setzt Netflix die Serie „Boots“ nach nur einer Staffel wieder ab. Das berichtet unter anderem das Branchenmagazin „Deadline“. Die Entscheidung dürfte für viele, vor allem für die Fans, überraschend kommen. Denn das produzierende Sony-TV-Studio hatte bereits im August die Verträge mit mehreren Schauspielern der Serie verlängert. Aufgrund der strengen Exklusivitätsrechte dürfte es auch nahezu ausgeschlossen sein, dass sich ein anderer Streaming-Dienst um eine Fortsetzung der Buchverfilmung bemüht.
Die „Boots“-Serie basiert auf der Biografie „The Pink Marine“ von Greg Cope White, der von seiner Zeit als ungeouteter homosexueller Mann beim US-Militär berichtet. Trotz strenger Hierarchien und Ablehnung gegenüber seiner geheimen Sexualität begegnen ihm auch Kameradschaft und ein starker positiver Zusammenhalt. International kam die Netflix-Serie mit diesem schwierigen Thema sehr gut an – in den USA allerdings weniger.
So bezeichnete das US-Pentagon die Produktion in einem öffentlichen Statement als „woken Müll“. Gleichzeitig formulierte die Einrichtung scharfe Kritik an Netflix und seinem Programm. Ob diese prominente öffentliche Gegenreaktion Grund für die Absetzung ist, ist nicht bekannt.