Wer an Sommer denkt, hat schnell Bilder von sonnenbeschienen Stränden im Kopf. Diese haben auch meist einen Begleiter im Gepäck, der schnell unerwünscht wird: die Hitze. In der kalten Jahreszeit wünschen sie sich zwar viele herbei, wirklich mögen tut sie dann aber niemand, wenn sie endlich da ist. Es gibt sogar mehrere Studien, die nachweisen, dass Menschen bei hohen Temperaturen messbar aggressiver sind. Das zeigte sich etwa bei einer Untersuchung der US-amerikanischen National Football League (NFL). Bei steigenden Temperaturen wurden dabei zunehmend mehr Regelverstöße festgestellt – gut, dass die Saison überwiegend im Winter stattfindet.
Eine Studie in den 80er-Jahren zeigte bei Hitze ein deutlich gereizteres Verhalten im Straßenverkehr. Auch die Verbrechensrate steigt; das gilt vor allem für Gewalt- und Sexualverbrechen. Zudem sind Menschen bei hohen Temperaturen zusätzlich weniger hilfsbereit und haben eine messbar eingeschränkte Denkleistung. Eine niederländische Studie hat zudem gezeigt, dass auch Polizisten in einer Simulation bei hohen Temperaturen schneller zur Waffe greifen, als bei kühlerem Klima. Grundsätzlich kann man also durchaus sagen: Je höher die Temperaturen, desto heißer laufen auch die Gemüter, im wahrsten Sinne des Wortes. Grund dafür ist auch ein bestimmtes Hormon.
Zwischen Hitze und Aggression besteht ein nachgewiesener Zusammenhang
Hitze hat nachgewiesenermaßen einen großen und direkten Einfluss auf den Körper. Zum einen kommt es zu vermehrtem Schwitzen; eine wichtige Funktion, um den Körper zu kühlen. Schwitzen hat aber noch einen anderen Effekt. Denn bei hohen Temperaturen erweitern sich die Blutgefäße, was zur Folge hat, dass der Blutdruck sinkt. Das menschliche Herz muss dann wiederum stärker pumpen, was für das Organ und somit den ganzen Körper ein Stressfaktor ist. Hitze stresst uns also, nicht nur subjektiv, sondern nachvollziehbar wissenschaftlich belegt.
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Dazu kommt, dass der Körper bei Hitze das Hormon Vasopressin ausschüttet. Auch dafür gibt es einen guten Grund, denn das Hormon hält Flüssigkeit im Körper, es erhöht aber erwiesenermaßen auch die Aggression. Die gängige Wohlfühltemperatur von Mitteleuropäern liegt durchschnittlich bei 22 bis 25 Grad Celsius. Spätestens ab der 30-Grad-Schwelle beginnen also die meisten, sich bereits deutlich unwohl zu fühlen. Es gibt also mehrere Faktoren, die das sogenannte sympathische Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen, das ist auch seine primäre Funktion, um etwa in Gefahrensituationen angemessen reagieren zu können.

Nicht alle reagieren bei Hitze gleich
Dazu kommen weitere Faktoren, die eher im sozialen Bereich liegen. Denn im Sommer – ob Hitze oder nicht – halten sich Menschen grundsätzlich mehr im Freien auf. Es kommt dadurch zwangsläufig zu mehr zwischenmenschlicher Interaktion. Zudem konsumieren im Sommer viele durchschnittlich mehr Alkohol und das auch noch später am Tag. Auch das erhöht im Zweifel aggressives Verhalten und birgt somit ein erhöhtes Konfliktpotenzial.
Das liegt auch daran, dass der Rhythmus in Ländern wie Deutschland grundsätzlich auch bei hohen Temperaturen derselbe bleibt. Im Gegensatz dazu ist in es Ländern des europäischen Südens, wo es schon länger und öfter so heiß wird, üblich, etwa Siesta zu halten, wenn die Hitze am Zenit ist und so bewusst zu entschleunigen. Es bedeutet also natürlich nicht, dass grundsätzlich alle Menschen bei Hitze aggressiv werden. Aber bewusste Abkühlung und Entspannung tut sicherlich den meisten gut, um hochkochende Emotionen zu zügeln.