Die Arbeitsbedingungen beim E-Auto-Hersteller Tesla werden bereits seit einiger Zeit hitzig diskutiert. Über einen Whistleblower erlangte ein Rechercheteam des Handelsblatts schon vor einigen Jahren umfangreiche Einblicke in den Arbeitsalltag der Angestellten in Elon Musks Firma. Sönke Iwersen und Michael Verfürden waren Teil dieses Rechercheteams und haben jetzt in einem Interview mit der „Taz“ zu den Enthüllungen gesprochen.
Die Journalisten äußerten dabei unter anderem Überraschung über den durchlässigen Datenschutz des großen Unternehmens. So konnte etwa ein normaler Wartungstechniker, der in einem norwegischen Werk von Tesla arbeitete, auf hochgradig sensible Informationen zugreifen: Rechnungen, rechtliche Dokumente, Batteriebaupläne, Gehalt und Adressen von Mitarbeitern – sogar Spesenabrechnungen von Elon Musk.
Außerdem zeigt ein Beispiel, wie Tesla mit interner Kritik und denen, die sie äußern, umgeht. So fand etwa ein Mitarbeiter, nachdem er Verbesserungsvorschläge geäußert hatte, Spionage-Software auf seinem Computer. Und das, nachdem er 2019 bei einer Präsentation einen Brand gelöscht und großen Schaden für das Unternehmen verhindert hatte.

Tesla-Mitarbeiter entdeckte Spionage-Software auf seinem Rechner
Kurz nach Einreichung seiner Vorschläge, die eine Verbesserung der Arbeitssicherheit umfassten, entdeckte der entsprechende Mitarbeiter die Software „Code42“ auf seinem Rechner, der plötzlich verdächtig langsam lief. Dabei handelt es sich um eine Datenschutzsoftware, die aber in erster Linie dazu gedacht ist, die Gefahr durch Datenlecks und Insiderbedrohungen zu identifizieren. Somit richtet sie sich eher gegen Bedrohungen von innen als von außen. Die Journalisten konnten auch über Rechnungen nachweisen, dass Tesla ein guter Kunde des Anbieters ist und mehr als eine Million US-Dollar an das Unternehmen zahlte.
Darüber hinaus beschäftigt Tesla ein „Security Intelligence Investigator“-Team, das in erster Linie aus ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern des FBI und der CIA besteht. Während nicht bekannt ist, ob die Code42-Software auch im Tesla-Werk in Grünheide zum Einsatz kommt, gibt es definitiv auch hierzulande ein solches Sicherheitsteam. So wurde etwa 2022 per Stellenanzeige jemand gesucht, der Daten über Mitarbeiter sammeln sollte, und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb der Werke.

Fluktuation bei Tesla lag bei 40 Prozent pro Jahr
Im Interview erzählt Verfürden auch vom weiteren Schicksal des betroffenen ehemaligen Tesla-Mitarbeiters. Nachdem ihm zunächst von Elon Musk persönlich per Mail für die Löschung des Brandes gedankt wurde, forderte ihn der Tesla-Chef auf, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Als der Mitarbeiter dieser Aufforderung nachkam, entdeckte er zunächst die Software auf seinem Rechner. Anschließend wurde er auf eine geringere Position versetzt. Als er sich daraufhin bei der Personalabteilung beschwerte und ein klärendes Gespräch suchte, entließ ihn das Unternehmen.
Der Journalist Iwersen fasst im Interview zusammen: „Es herrscht eine Kultur der Angst. Wenn jemand auf Fehler hinweist, wird er nicht gehört. Aber wenn das Problem öffentlich wird, wird er dafür gehängt.“ Und Verfürden ergänzt mit Blick auf die Überwachung durch Ex-Geheimdienstmitarbeiter: „Das ist das Klima, das dort herrscht. Big Brother Tesla – dieser Begriff ist ganz oft gefallen in Gesprächen mit Insidern.“