Experten warnen vor „SkinnyTok“ – darum ist der Trend so problematisch

Dass auf Social Media bereits seit Langem mitunter ungesunde Schönheitsideale propagiert werden, ist bekannt. Jetzt meldet sich ein alter Trend aus den 90er- und 2000er-Jahren zurück, der in seiner neuen Form als „SkinnyTok“ bezeichnet wird.
05.05.2025, 12:14 Uhr
Experten warnen vor „SkinnyTok“ – darum ist der Trend so problematisch
iStock / Prostock-Studio
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Der Begriff „SkinnyTok“ setzt sich aus den Worten „Skinny“ und „TikTok“ zusammen, da der Trend vor allem auf der chinesischen Social-Media-Plattform zu beobachten ist. Dahinter steckt ein zunehmend auftretendes Phänomen, das in seiner Grundform aber älter als die sozialen Medien selbst ist. Vornehmlich Frauen propagieren dabei ihr Untergewicht. Experten schlagen deshalb Alarm und warnen vor den Folgen.

In den Videos geben Frauen Tipps zu verschiedenen Ernährungsformen oder berichten von ihren eigenen Erfahrungen. Das Ziel ist es immer, abzunehmen – teilweise deutlich und auf ein ungesundes Untergewicht. Dafür wird in zahlreichen Videos ein ganzer Lebenswandel angepriesen. Das komplette Mindset müsse darauf ausgelegt sein, ein „Skinny Girl“ zu sein. Auf TikTok findet man zahlreiche Videos dazu. Schon in den Thumbnails stehen Titel wie „Du bist dicker als du denkst“ oder „Du willst eine Belohnung? Bist du ein Hund?“

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SkinnyTok: Threads, X, TikTok und andere Social-Media-Apps
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Hinter „SkinnyTok“-Trend steht ein kompletter Lifestyle

Oft heißt es dort, dass es nicht um kompletten Verzicht gehe, sondern vielmehr um eine gesunde Einstellung zum Essen. „Grundloses Essen“, etwa als Belohnung oder aus Frust, wird abgelehnt. Sport ist in diesem Szenario eher optional. Dünnsein ist dabei eine Frage des Willens und in erster Linie der Ernährung. Regelmäßig wird in den Videos auch darauf verwiesen, wie groß die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Probleme durch Übergewicht sind.

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Was vielleicht auf den ersten Blick vernünftig klingt, wird von vielen Experten kritisch gesehen. Hinter „SkinnyTok“ stehe eine toxische Disziplin, die ein extremes Bild von Schlankheit zum Ziel habe. Deutlich zu sehende Knochen, konturierte Gesichter und Oberschenkel, die sich auf keinen Fall berühren dürfen – Size Zero und die Heroin-Chic-Optik lassen grüßen. Eine besondere Rolle kommt dabei wohl auch dem optimierten Algorithmus auf sozialen Netzwerken allen voran TikTok – zu.

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Schnell gerate man in eine nicht enden wollende Spirale von Videos mit der immer gleichen Botschaft: Nur wer dünn ist, ist auch glücklich. „Dünnsein wird mit Gesundheit gleichgesetzt. Mehrgewicht gilt per se als ungesund und wird mit undisziplinierten Charaktereigenschaften in Verbindung gebracht. Das ist problematisch“, sagt etwa Elin Wagner vom Fachzentrum für Essstörungen in Hamburg zur „Apotheken Umschau“. In der Einrichtung beobachte man den „SkinnyTok“-Trend mit Sorge.

Minister of Public Modernisation in Belgien, Vanessa Matz
IMAGO / Belga

Mehrere EU-Länder leiten Maßnahmen gegen Social-Media-Trend ein

Inzwischen haben sich etwa in Belgien und Frankreich auch die Behörden eingeschaltet. Zwar zeigt TikTok bei entsprechenden Suchanfragen einen Hinweis mit dem Titel „Du bist mehr als nur dein Gewicht“ an. Wer darauf klickt, wird auf eine entsprechende Seite über Essstörungen weitergeleitet. Zudem verweist das Unternehmen darauf, dass es für bestimmte Inhalte Altersbeschränkungen gebe.

Das reiche allerdings nicht aus, so die belgische Modernisierungs- und Digitalisierungsministerin Vanessa Matz. Sie fordert unter anderem die EU-Kommission auf, deutlicher gegen TikTok vorzugehen. In Brüssel läuft bereits seit 2024 ein Verfahren gegen ByteDance, den Konzern hinter der beliebten Plattform.