Plus-Size-Mode: Warum es sie fast nirgends gibt

Kleidergrößen über 40 sucht man in den meisten Modegeschäften vergebens.

27.10.2023, 16:54 Uhr
Plus-Size-Mode: Warum es sie fast nirgends gibt
Foto von RF._.studio
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Gemäß Angaben des amerikanischen Marktforschungsinstituts Credence Research betrug das weltweite Volumen für „Plus Size Women’s Wear“ im Jahr 2017 etwa 165 Milliarden Dollar, und es wird erwartet, dass es bis 2026 ein jährliches Wachstum von 4,4 Prozent verzeichnen wird. Dies sollte eigentlich Beweis genug sein, dass der Markt viele Chancen bietet. Dennoch ist das Angebot an Plus-Size-Mode verschwindend gering.

Woran das liegt und wo man als Plus-Size-Person fündig wird, beleuchtet dieser Artikel.

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Große Größen zunehmend in Online-Shops

Die Suche nach passender Kleidung gestaltet sich für Personen mit größeren Kleidergrößen sehr schwierig. In der Vergangenheit machten bekannte Modemarken wie Abercrombie & Fitch Schlagzeilen damit, keine Plus-Size-Mode mehr zu produzieren. Inzwischen bietet der Hersteller jedoch wieder Plus-Size-Mode an, hauptsächlich im Online-Shop.

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2020 schloss H&M seine Plus-Size-Abteilung im Ladengeschäft und verlagerte sie auf die Onlineplattform. 2022 hat auch das Modehaus C&A angekündigt, die XL-Abteilung in den Geschäften aufzugeben. Auch hier wird Plus-Size-Mode nun hauptsächlich online angeboten.

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Doch andererseits kann Online-Shopping auch eine Chance für mehrgewichtige Menschen sein, denn bei vielen Online-Anbietern gibt es eine nie dagewesene Auswahl an Kleidung in großen Größen. Beispiele sind Online-Shops wie SHEIN – auf der Suche nach passender Kleidung in großen Größen lässt sich hier ein SHEIN Rabattcode finden.

Nachhaltige Kleidung kaum in großen Größen erhältlich

Auch beim Trend in Richtung Nachhaltigkeit in der Modewelt lässt es sich als mehrgewichtige Person schwer teilnehmen. Nachhaltige Kleidung ist im Vergleich zu „Fast Fashion“ noch ein Nischenphänomen. Dies hat oft zur Folge, dass Hersteller gerade ihr Angebot an großen Größen gering halten. Werden große Kleidungsstücke angeboten, fehlt es oft an Details wie großen Strumpfhosen, BHs und Unterwäsche.

Nachhaltige Labels, die Kleidung in Größe 50 und darüber anbieten, lassen sich vermutlich an den Fingern zweier Hände abzählen, wie von REFINERY29 berichtet wurde. Die Möglichkeit, dass die Kleidung in die gewünschte Preisspanne fällt und obendrein den Geschmack der Kunden anspricht, ist demzufolge sehr gering. Da „Fast Fashion“ den Großteil der Bekleidungsindustrie abdeckt, findet man hier auch das umfangreichste Sortiment an Größen über 40.

Luxus-Marken: wenig Interesse an inklusiven Größen

In der Modewelt wird immer mehr für Diversität getan: Auf den Laufstegen präsentieren sich Transgender-Models, der Anteil von dunkelhäutigen und asiatischen Models ist gestiegen und auch Frauen über 40 bekommen mehr Repräsentation. Doch verschiedene Körpergrößen sind oft kein Teil dieser Bemühungen.

Während es sogar eine mehrgewichtige Hauptfigur bei Disney gibt, hinken große Modehäuser noch nach. Um das festzustellen, muss man lediglich das Sortiment bekannter Luxus-Marken betrachten: Balenciaga, die Kleidung bis zur französischen Größe 38 anbieten oder Saint Laurent, wo das Angebot meist bei Größe 40 endet. Das neue Label Fenty by Rihanna geht fast schon sensationell bis Größe 46.

Wenn man jedoch die traditionellen Luxus-Marken nach ihrem Mangel an großen Größen befragt, erhält man entweder keine Antwort oder lediglich die Erklärung, dass große Größen aufwendiger zu produzieren seien. Doch die ehrliche Antwort der meisten Designer würde vermutlich lauten: Wir bieten keine großen Größen an, weil es nicht in unsere Markenidentität passt.

Plus-Size-Markt: Umdenken ist nötig

Wer eine Kleidergröße über 40 trägt, wird in den meisten Modegeschäften nicht fündig. Das gilt im besonderen Maß für nachhaltige Labels und bei Luxus-Marken. Doch zumindest bei Online-Händlern ist Hoffnung in Sicht, denn sie bieten inzwischen mehr Auswahl.

Bei der Diskussion über große Größen wird immer öfter Kritik am Begriff „plus-sized“ laut, denn er suggeriert, dass Personen dieser Körpergrößen von der Norm abweichen. Als Alternative wird oft „size-inclusive“ vorgeschlagen. Dieser Begriff sagt aus, dass ein Unternehmen Kleidungsstücke in allen verfügbaren Größen anbietet. Damit sich die Situation bessert, muss vielleicht zuerst ein solches Umdenken stattfinden.