Die kleine Peggy Knobloch verschwand am 7. April 2001 auf dem Heimweg von der Schule im oberfränkischen Lichtenberg. Was genau der damals Neunjährigen an diesem Tag zugestoßen ist, konnte noch immer nicht geklärt werden. Der Fall gilt mittlerweile als einer der mysteriösesten Kriminalfälle Deutschlands.
Gegen 13 Uhr wurde Peggy an dem besagten Tag zum letzten Mal gesehen. Es folgten umfangreiche Ermittlungen, die bis in die Türkei, dem Heimatland ihres Steifvaters, reichten. Schließlich legte der geistig behinderte Ulvi Kulaç ein Geständnis ab. Er sagte aus, dass er Peggy Knobloch am 3. Mai 2001 in seiner Wohnung missbraucht und am 7. Mai getötet habe.
Hat Ulvi Kulaç Peggy Knobloch getötet?
Zuerst wollte er sie auf dem Heimweg abpassen und sich bei ihr entschuldigen. Daraufhin sei Peggy davongelaufen und drohte, ihn zu verraten. Ulvi erklärte, dass er sie niedergestoßen und anschließend erwürgt habe. Später widerrief Kulaç sein Geständnis jedoch. Seine Eltern und Anwälte waren überzeugt davon, dass Kulaç nur durch seine Erschöpfung im Rahmen des stundenlangen Verhörs und Suggestivverfahrens gestanden hatte. Lediglich die Missbrauchsaussage erhielt er aufrecht. Dennoch wurde er am 30. April 2004 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Welche Rolle spielt Manuel S. im Fall Peggy?
Da es aber keine forensischen Beweise oder belastende Zeugenaussagen gab, wurde im Jahr 2013 ein Wiederaufnahmeverfahren angeordnet, dass 2014 mit einem Freispruch endete. Im Jahr 2016 wurden schließlich Skeletteile von Peggy Knobloch gefunden. Kurzzeitig wurde ein Mann namens Manuel S. verhaftet. Jedoch konnten auch gegen ihn keine ausreichenden Beweise gefunden werden. Nun soll das Verfahren aber erneut aufgerollt werden.
Manuel S. gestand nämlich damals, das leblose Kind am 7. Mai 2001 angeblich von Ulvi entgegengenommen und die Leiche verscharrt zu haben. Peggys Mutter erhebt nun Klage gegen den Mann. „Die Mutter von Peggy verlangt von dem Beklagten Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 75 000 Euro“, erklärt Landgerichtssprecher Dietmar Burger. Da sie 15 Jahre keine Kenntnis vom Verbleib ihrer Tochter hatte, erlitt sie schwere psychische Beeinträchtigungen. Manuel S. aber hat sein Geständnis längst widerrufen und beantragte die Abweisung der Klage.
Peggy Knoblochs Mutter Susanne verlangt Schmerzensgeld
Allerdings wünscht sich Susanne Knobloch weniger das Geld, sondern pocht noch immer darauf, zu erfahren, was wirklich mit Peggy passiert ist. „Vielleicht verrät er im Prozess doch noch, was am 7. Mai 2001 um 13.24 Uhr wirklich geschah“, berichtet sie in einem Interview. Sogar gegen Susanne Knobloch wurde im Jahr 2004 ermittelt. „Ich bekam Angstzustände und Schweißausbrüche, litt an Schlaflosigkeit, Depressionen“, erklärte Peggys Mutter. Die Ermittlungen wurden jedoch auch wieder eingestellt. Für jedes Trauma-Jahr fordert Peggys Mutter nun 5.000 Euro Schmerzensgeld. Der erste Prozesstermin ist für April 2024 angesetzt.