Die als Einstein-Rosen-Brücken genannten „Wurmlöcher“ beschäftigen die Wissenschaft bereits seit geraumer Zeit. Solche Wurmlöcher könnten beispielsweise durch ein Schwarzes Loch erzeugt werden und eine Verbindung zu einem weiteren Schwarzen Loch oder Weißem Loch herstellen. Bisher gab es jedoch keine finalen Hinweise auf interstellare Tunnel in unserem Universum. Ein Team unter der Leitung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) glaubt jetzt ein solches Phänomen entdeckt zu haben.
Ein interstellarer Tunnel wird von Forschern in Richtung des Sternbilds Centaurus vermutet. In einer Studie, die in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht wurde, beschreiben sie den Tunnel als Teil einer riesigen Struktur aus heißem Gas. Sie ist unter dem Namen „Local Hot Bubble“ (LHB) bekannt und umgibt unser Sonnensystem mit einem Radius von mehreren hunderten Lichtjahren.
Interstellarer Tunnel: Verbindung zu anderen Sternen?
Die Forscher vermuten, dass der neu entdeckte Tunnel eine Verbindung zu einer nahe gelegenen noch größeren Superbubble sein könnte. Das Phänomen erkannten sie dank Daten der Erosita-Himmelsdurchmusterung. Erosita ist das erste Röntgenobservatorium, das außerhalb der Erdatmosphäre eingesetzt wird. Die Messungen deuten auf einen interstellaren Tunnel hin, der eine Lücke in das kühlere, interstellare Medium zu schneiden scheint.
Die Existenz der Local Hot Bubble wurde erstmals vor über fünfzig Jahren als Theorie aufgestellt. Sie gilt als Erklärung für die allgegenwärtige Präsenz der sogenannten Röntgenhintergrundstrahlung. Die Forscher vermuten, dass es sich bei dem interstellaren Tunnel um einen Teil eines ganzen Netzwerks interstellarer Tunnel handeln könnte. Das interstellare Medium könnte sich über die gesamte Milchstraße erstrecken und durch Energieexplosionen von Sternen gebildet worden sein. Noch müssen jedoch weitere Daten gesammelt und ausgewertet werden, um die Existenz dieser Strukturen im Weltall abschließend zu bestätigen.