Bei meinen Eltern

„Als ich noch klein war, vielleicht fünf Jahre alt, hatte ich die Angewohnheit, nachts in das Schlafzimmer meiner Eltern zu schleichen und mich zwischen sie ins Bett zu kuscheln. Doch bevor ich mich dort sicher fühlte, gab es immer diesen einen Moment, der mir Angst einjagte.
Jedes Mal, wenn ich ins Zimmer meiner Eltern ging, sah ich am Fußende des Bettes ein kleines Mädchen stehen. Sie trug ein weißes Kleid, das leicht im Dunkeln schimmerte. Obwohl ich Angst hatte, schien mir als Kind nicht klar zu sein, was ich da eigentlich sah. Vielleicht war es mein kindlicher Verstand, der das Unfassbare nicht ganz begreifen konnte.
Das Mädchen sagte nie ein Wort, machte keine Bewegung, und sie schien auch nicht zu bemerken, dass ich da war. Sie stand einfach nur da, stumm und reglos. Trotzdem musste ich jedes Mal an ihr vorbei, um ins Bett meiner Eltern zu klettern. Ich erinnere mich daran, wie ich mit zitternden Knien an ihr vorbeiging, ohne sie jemals direkt anzusehen. Es war, als ob sie nur eine stumme Wächterin der Nacht wäre.
Auch wenn ich jetzt älter bin und rationaler über solche Dinge nachdenke, bleibt die Erinnerung an dieses Mädchen in dem weißen Kleid lebendig. Ob sie ein Traum war oder etwas mehr – das werde ich wohl nie erfahren.“