Der Sommer ist so gut wie vorbei und kaum einer redet mehr über die vergangenen Jahre, die durch das Corona-Virus eine Vielzahl an Unannehmlichkeiten mitbrachten. Masken, Reise- und Urlaubsverbote, abgesagte Feiern und Veranstaltungen. Kaum einer möchte gerne an diese Zeit erinnert werden. Und doch haben sich auf der Welt sozusagen unter der Hand neue Varianten des Corona-Virus entwickelt. Im Ganzen waren es drei neue Arten; zwei, die zur Omikron-Linie gehören namens „Eris“(EG.5) sowie „Fornax“(FL1.5.1). Sie wurden lediglich als „Varianten von Interesse“ eingestuft.
Beide sind ansteckender und verbreiten sich schneller als die bekannten Varianten, zogen aber bisher keine schweren Krankheitsverläufe nach sich. Daher bereiteten sie den Wissenschaftlern keine größeren Sorgen. Die dritte neue Version, die sich begann zu verbreiten, heißt „Pirola“ (BA2.86). Bei ihr ist die Situation allerdings anders gelagert. Sie konnte bisher in den USA, Dänemark, Israel und in Großbritannien nachgewiesen werden. Experten gehen davon aus, dass Pirola von der Linie BA2 abstammt, die im Herbst 2022 einen starken Anstieg der Fallzahlen verursacht hat. Was Pirola allerdings noch gefährlicher macht, ist die Tatsache, dass das Virus bisher 34 Mutationen aufwies. Diese Veränderung des sogenannten Spike-Proteins sorgt dafür, dass Pirola extrem ansteckend ist.
34 Mutationen im Spike-Protein
Die Virologin Isabella Eckerle erklärt in einem Interview: „Man vermutet, dass BA.2.86 eine deutliche Immunflucht aufweisen wird. Das heißt: Unsere Antikörper werden Schwierigkeiten haben, sie zu erkennen“. BA.2.86 erinnert an die Anfangszeit des Omikron-Stamms. Der hat in der Virusevolution einen riesigen Schritt nach vorne gemacht und sich in der Welt rasend schnell verbreitet. Das muss sich nicht unbedingt bei Pirola wiederholen. „Solche stark mutierten Virusvarianten werden sporadisch gemeldet, aber es handelt sich typischerweise um isolierte Beobachtungen, die sich nicht weiter ausbreiten“, sagt Richard Neher, Spezialist für Corona-Varianten von Biozentrum der Universität Basel.
Laut der Virologin Eckerle kann man davon ausgehen, dass wir bald einen starken Anstieg an Infektionen mit BA.2.86 erleben werden. „Dann, finde ich, könnte man BA.2.86 mit dem nächsten Buchstaben im griechischen Alphabet benennen: Pi“, meinte sie weiter. Der bekannte Bonner Virologe Hendrik Streek hält allerdings nichts von einer übertriebenen Panik. „Ich halte nichts davon, über jede Variante Furchtappelle auszustoßen. Denn die Grundimmunität gegen Corona haben wir, und die geht nicht verloren“, sagte Streeck vor der Presse. Pirola steht jedenfalls unter strenger Beobachtung. Die gute Nachricht: Laut den Experten ist es sehr wahrscheinlich, dass frühere Covid-Erkrankungen und der Immunschutz durch die Impfung kaum schwere Krankheitsverläufe zulassen.