Impfpflicht, Schulschließungen und Isolation – während und auch nach der Pandemie gab es Themen, die viel diskutiert wurden. Christian Drosten, Virologe und Direktor des virologischen Instituts an der Charité Berlin, ist eines der wichtigsten Gesichter dieses Zeitabschnitts. Er fungierte als Politikberater und Millionen Menschen hörten während der Corona-Pandemie seinen Podcast beim NDR.
Aktuell untersucht ein parlamentarischer Ausschuss des Sächsischen Landtags die Geschehnisse und vor allem die Entscheidungen während dieser Zeit – mit Fokus auf die Pandemie-Politik des Bundeslandes. Dabei kam auch Christian Drosten als Sachverständiger zu Wort. Er sprach unter anderem über die Rolle von Wissenschaft und Politik in der Pandemie. Und er räumte rückblickend auch Fehleinschätzungen ein.

Christian Drosten fordert Trennung von Wissenschaft und Politik
„Ich sehe es als meine Verpflichtung an, Ihnen wie auch ansonsten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen, mit sachlichen Auskünften. Das war während der Pandemie so, das ist mein Fachgebiet und das ist auch jetzt im Nachhinein noch so“, sagte der Virologe während der im Übrigen zu großen Teilen öffentlichen Sitzung. Das sehe er als seine Pflicht, zumal er „zwanzig Jahre steuerfinanzierte Forschung betrieben“ habe.
Er habe die Politik aber nur punktuell beraten und sei nicht der „Architekt der Corona-Schutzmaßnahmen“ gewesen. So hatte ihn etwa die AfD-Fraktion betitelt. Ihm sei es vor allem um Aufklärung gegangen und das sei auch mit Blick auf zukünftige Pandemien wichtig, genauso wie die Grenze zwischen Wissenschaft und Politik. „Virologen sind nicht dafür zuständig, Aspekte aus anderen Bereichen wie Ökonomie, Psychologie oder Pädagogik zu bewerten. Ebenso wenig treffen Wissenschaftler politische Abwägungsentscheidungen.“
Im Falle einer weiteren Pandemie müsse die Wissenschaft geschützt werden, vor allem vor überzogenen Erwartungen, warnte Christian Drosten. Die Aufarbeitung müsse dementsprechend auch in der Wissenschaft geschehen. Einen allgemeingültigen Plan für Pandemie-Situation kann es aber laut dem Experten nicht geben. So könne das nächste Virus gegebenenfalls völlig andere Eigenschaften aufweisen, die dann andere Maßnahmen erfordern.

Drosten spricht von Fehleinschätzungen
Christian Drosten äußerte sich vor dem Ausschuss auch zur Kritik an seiner Person, die während der Pandemie und bis heute immer wieder aufkommt. So betonte der Virologe, dass alle seine Aussagen wissenschaftlich belegt waren, aber nicht alles sei zu 100 Prozent richtig gewesen, zumal sich die Situation stetig entwickelt habe.
In diesem Zusammenhang sprach der Experte auch von „Fehleinschätzungen“, an denen er beteiligt gewesen sei. Dabei ging es etwa um die Auswirkungen der Pandemie in Südafrika, vor allem aber um die Impfpflicht bei medizinischem Personal, obwohl die Omikron-Variante, bei der eine Impfung bedeutend weniger schützte, bereits immer relevanter wurde.
Dennoch verteidigte der Virologe entschieden eine Reihe weiterer Schutzmaßnahmen. Deren Wirksamkeit zeige sich auch im Nachhinein im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Großbritannien. Drosten soll noch ein weiteres Mal vor den Ausschuss geladen werden, weil die Abgeordneten offenbar noch zahlreiche weitere Fragen an den Virologen haben.