Die christliche Bibel ist im Allgemeinen in 66 beziehungsweise 73 Bücher unterteilt, die sich in altes und neues Testament teilen. Dabei ist allgemein bekannt, dass es weitere Überlieferungen gibt, die nicht im biblischen Kanon wiedergegeben werden. Dazu gehört auch das Barnabasevangelium, das somit eine apokryphe Schrift ist. Sie ist nach dem Apostel Barnabas benannt, der zwar zum inneren Führungskreis der Jesusbewegung gehörte, allerdings nichts zu den weltbekannten 12 Aposteln zählt.
Bei einem angeblichen weiteren Fund in den 2010er-Jahren löste der Text eine Debatte aus, da er einige wirklich kontroverse Details enthält, die christliche Kernelemente der Bibel infrage stellen. Unter anderem die Kreuzigungsgeschichte von Jesus erscheint darin in einem völlig neuen Licht. Und das sind nicht die einzigen umstrittenen Informationen im Barnabasevangelium.

Ist Jesus gar nicht am Kreuz gestorben?
Die Theologie der Schrift entfernt sich in mehreren zusammenhängenden Punkten von der Auffassung von nahezu jeder christlichen Kirche. Denn das Barnabasevangelium stellt infrage, dass es Jesus war, der am Kreuz gestorben ist. Stattdessen beschreibt der Text, dass Jesus noch vor der Kreuzigung in den Himmel aufstieg und es am Ende Judas war, der Apostel, der ihn verraten hatte, der am Kreuz landete.
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Das wiederum impliziert eine fundamental andere Auffassung des Geschehens. Denn ohne Jesus am Kreuz kann der „Sohn Gottes“ auch nicht wiederauferstehen, was in die Erzählung der Schrift passt, dass es sich bei Jesus nur um einen einfachen Sterblichen gehandelt habe, der die Ankunft des wahren Messias angekündigt hat – eine Auslegung, die eher mit der des Islam übereinstimmt. Und es gibt weitere Abweichungen.

Barnabasevangelium ist kein uraltes Bibelkapitel
Statt der etablierten 12 Apostel behauptet der Text, dass es eigentlich mehr als 70 waren. Zudem beschreibt das Barnabasevangelium, dass der Himmel über neun Ebenen verfügt. Diese orientieren sich an einer Hierarchie, in der die Heiligen in den prächtigen oberen Ebenen wohnen, während die unteren beinahe dem Leben auf der Erde gleichen.
Seit dem Fund der Barnabas-Schrift gibt es allerdings immer wieder massive Zweifel an der Echtheit. Mehrere Hinweise legen nahe, dass der Text nicht 1500 Jahre alt, wie zunächst angenommen. Stattdessen stammt er wohl eher aus dem Jahr 1500. Auch in Optik und Schriftart gibt es dafür entsprechende Hinweise. Dazu kommt, dass das Barnabasevangelium vor dem 16. Jahrhundert in keiner anderen Schrift auftaucht.