Die Balearen-Insel Mallorca ist für viele Deutsche das Urlaubsziel im Ausland schlechthin. Dabei spielen sowohl das Klima als auch die Landschaft, das Freizeitangebot und die Anziehung als Partydestination – Stichwort Ballermann – eine Rolle. Seit Jahren gibt es von allen großen deutschen Flughäfen regelmäßige Billig-Flüge auf die Insel und Sendungen wie „Goodbye Deutschland! Die Auswanderer“ begleiten immer wieder Menschen, die es vor allem auch nach Mallorca zieht, um sich dort den Traum eines entspannten Lebens am Mittelmeer zu erfüllen.
Die Kehrseite dieser Mallorca-Liebe in Deutschland sieht man vor allem vor Ort in Form des sogenannten Overtourism. Der Begriff beschreibt ein Phänomen, bei dem beliebte Reiseziele von zu vielen Touristinnen und Touristen besucht wird, was dann negative Auswirkungen auf die Bevölkerung vor Ort hat. Allein mit Blick auf Mallorca zeigen die Zahlen ein enormes Ungleichgewicht: auf knapp 950.000 Einwohnerinnen und Einwohner kamen 2024 13,5 Millionen Touristinnen und Touristen. 5 Millionen davon kamen übrigens aus Deutschland.Seit geraumer Zeit formiert sich deshalb auch auf Mallorca Widerstand gegen den überbordenden Tourismus. Sieht man jetzt die ersten Folgen?

Massentourismus auf Mallorca – aber immer weniger Deutsche auf der Insel
Denn fest steht: Obwohl die Zahl der Mallorca-Reisenden nach wie vor hoch ist, geht sie doch das erste Mal seit Längerem zurück, und zwar um fast 2 Prozent, wie Zahlen der Statistikbehörde INE zeigen. Die eindrücklichen Bilder der Proteste und Brandbriefe mit Titeln wie „Kommt nicht hierher!“ sind offenbar nicht an allen Mallorca-Fans spurlos vorbeigegangen. Vielerorts war von einer „Invasion“ durch Touristinnen und Touristen die Rede. Diese fühlen sich deshalb weniger willkommen und suchen sich lieber andere Reiseziele.
Hauptgrund für die rückläufigen Zahlen ist aber offenbar ein anderer. Denn der anhaltende Tourismus-Hype um Mallorca hat auch zur Folge, dass die Preise vor Ort inzwischen enorm gestiegen sind. Das bemerken Besucherinnen und Besucher der Inseln vor allem mit Blick auf die Rechnungen von Hotels und Gastronomie-Betrieben. Damit kehrt sich das lange gepflegte Bild Mallorcas als günstige Urlaubsdestination langsam aber sicher ins Gegenteil um.

Tourismus verschärft viele Probleme auf der Insel zusehends
Im „Mallorca Magazin“ äußerten sich mehrere Langzeit-Besuchende der Insel, die teilweise seit fast 40 Jahren ihren Urlaub dort verbringen. „Für das Hotel geben wir mittlerweile das doppelte wie früher aus“ zitiert das Blatt eine Deutsche aus Hanau. Zudem geht ihnen, wie übrigens auch vielen Einheimischen, der mit dem Ballermann assoziierte Sauftourismus auf die Nerven, der bereits zahlreiche Maßnahmen wie Benimmregeln nach sich gezogen hat.
Die Schuld dafür geben sie allerdings nur bedingt dem Tourismus selbst. Vielmehr prangern sie in der Zeitung ein Versagen der Politik vor Ort ein, die etwa nicht genügend Wohnraum zur Verfügung stellen würde. Diese Auffassung teilen auch einige Einheimische, die zudem nur in geringem Maße von den teils enormen Einnahmen durch den Tourismus in ihrer Heimat profitieren. Ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung gilt sogar als akut armutsgefährdet.