Verstorbene Familie in Istanbul: Obduktionsbericht bestätigt Verdacht zur Todesursache

Circa zwei Wochen nach dem Tod der Hamburger Familie in Istanbul liegt ein Obduktionsbericht vor. Dieser bestätigt den Verdacht zur Todesursache und knüpft den Zusammenhang zu zahlreichen anderen Todesfällen.
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Der Fall der vierköpfigen Familie aus Hamburg, die während ihres Türkei-Urlaubs zu Tode kam, beherrschte in den vergangenen Wochen die Medien. Das lag auch an den zunächst rätselhaften Umständen ihres Todes. Nachdem man als Erstes eine Lebensmittelvergiftung vermutet hatte, brachten Expertinnen und Experten sowie eine Untersuchung vor Ort eine chemische Vergiftung ins Spiel.

Jetzt liegt der Obduktionsbericht vor, der diesen Verdacht bestätigt. Für eine Phosphin-Vergiftung würden „stichhaltige Beweise“ vorliegen, wie Medien übereinstimmend berichten. Der Bericht zeige zudem, dass sich in Blut und Magen der Todesopfer kein Gift befunden habe, ebenso wenig in den verzehrten Lebensmitteln. Das stützt die Theorie, dass der Kontakt mit einem versprühten Pestizid gegen Bettwanzen Schuld am Tod der Familie war. Das rückt den Fokus auf ähnliche Fälle, die sich ebenfalls in Istanbul ereignet haben.

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Vergiftungsfälle in Istanbul scheinen sich zu häufen

In den vergangenen beiden Wochen wurde vermehrt über Vorfälle berichtet, bei denen sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen, die Istanbul besuchten, mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. In einigen Fällen endete das ebenfalls tödlich. So kam es am 20. November zu einem Vorfall in einem Mehrfamilienhaus. Nach dem örtlichen Einsatz eines Schädlingsbekämpfungsmittels mussten sieben Personen ins Krankenhaus gebracht werden. Darunter befand sich offenbar auch ein Baby.

Ein weiterer bekannter Fall betrifft zwei Schwestern aus den Niederlanden, die am 17. November über Symptome klagten. Die ältere der beiden ist inzwischen außer Gefahr. Ihre 16-jährige kleine Schwester liegt hingegen noch im Krankenhaus. Ebenfalls im November soll es zu einem vergleichbaren Fall gekommen sein, bei dem ein 35-jähriger deutscher Unternehmer betroffen war, der am Ende verstarb. Dessen Hotel soll der dpa zufolge ebenfalls im Stadtteil Fatih in der Nähe der Einrichtung gelegen sein, in der die verstorbene Familie aus Hamburg untergekommen war.

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Verdacht um Pestizid-Skandal in Istanbul erhärtet sich

Im August wurden ein Vater und seine zwei Söhne aus den Niederlanden in Istanbul ins Krankenhaus eingeliefert. Die beiden verstarben vor Ort, während ihr Vater überlebte. Die Symptome in diesem Fall passen zwar, es gibt allerdings keine öffentlich bekannte Todesursache. Vor wenigen Tagen wurde ein weiterer tragischer Fall bekannt, in dem offenbar ein 3-jähriger Junge im April dieses Jahres ums Leben kam. Der Obduktionsbericht soll eine Pestizidvergiftung bestätigt haben. Für Aufsehen sorgte außerdem der Fall einer Erasmusstudentin aus Lüneburg, die bereits vergangenen November verstarb, nachdem auch in ihrem Wohnhaus Pestizide zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt worden waren.

Im Fall der Familie aus Hamburg scheint nun festzustehen, dass das toxische Phosphin-Gas nach einem Einsatz im Erdgeschoss in das höher gelegene Zimmer der Familie gelangt sein muss. So konnte der Stoff unter anderem in im Zimmer entnommenen Wischproben des Hotels in Istanbul festgestellt werden, wie die Nachrichtenagentur Anadolu in Bezug auf den Obduktionsbericht erklärt. Auch in einigen Handtüchern konnte der Stoff offenbar festgestellt werden.

Die finale Todesursache sei damit zwar noch nicht geklärt. Tests in den Istanbuler Einrichtungen, in denen die Familie zuvor gegessen hatte, seien allerdings negativ ausgefallen. Die Behörden vor Ort arbeiten in jedem Fall mit Hochdruck an dem Thema – auch, weil der Verdacht der Nachlässigkeit im Vorfeld immer lauter wird.