Das sogenannte Burnout-Syndrom leitet sich vom englischen Begriff für „ausgebrannt“ ab. Gemeint ist ein Zustand konstanten Stresses und Überforderung, der sich schließlich auf die Psyche auswirkt. Das Ergebnis umfasst unter anderem Erschöpfung und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Dabei gibt es einige Gemeinsamkeiten mit einer Depression. Während Burnout dabei den meisten ein Begriff ist, ist vielen nicht bewusst, dass auch das Gegenteil eintreten kann: ein sogenanntes Boreout. Das leitet sich wiederum von dem Begriff „to bore“ ab, was soviel wie „sich langweilen“ bedeutet.
Dabei geht es, als Gegensatz zum Burnout, um einen Zustand anhaltender Langeweile. Oft wird die Begrifflichkeit ebenfalls auf das Berufsleben angewandt. Dabei führen dauerhafte Unterforderung und fehlende Wertschätzung zu ernstzunehmenden Symptomen. Zwar gilt ein Boreout nicht als eigenständige medizinische Diagnose, unterschätzen sollte man es deshalb aber nicht. Den Unternehmensberatern Philippe Rothlin und Peter Werder zufolge ist allein in Deutschland durch Boreout bereits ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von etwa 250 Milliarden Euro entstanden.

Bei einem Boreout führt Langeweile in einen Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist
Einem Boreout liegt zugrunde, dass grundsätzlich jeder Mensch gerne bis zu einem gewissen Grad gefordert wird und seine Talente gewinnbringend einbringen möchte. Erwachsene verbringen in der Regel einen Großteil ihrer wachen Zeit mit ihrem Job. Diesen wollen sie entsprechend als sinnstiftend und wertschätzend empfinden. Sind sie jedoch dauerhaft unterfordert und gelangweilt, hat das deutlich negative Auswirkungen.
Dazu gehört ebenfalls in erster Linie ein starkes Erschöpfungsgefühl. Zudem berichten Betroffene von Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Gereiztheit. Es kann auch zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen im Zusammenhang mit einem Boreout kommen. Das mag auf den ersten Blick paradox scheinen, allerdings steckt dahinter ein Teufelskreis. Denn wer dauerhaft von seiner Tätigkeit gelangweilt ist, interessiert sich immer weniger für sie und bringt deshalb auch immer weniger Leistung bis hin zur „inneren Kündigung“.
Daraufhin beginnt ein für die Betroffenen unangenehmes Versteckspiel, in dem sie oft Arbeit und Überlastung vortäuschen, die gar nicht da sind, während sie immer unzufriedener werden. Das belastet die Gesundheit weiter und führt zudem zu immer weniger Leistung und einem konstant schlechten Gewissen. Burnout und Boreout führen also zu einer ähnlichen Symptomatik. Aber während das eine aus einem Gefühl der konstanten Überforderung entsteht, wird das andere durch dauerhafte Unterforderung verursacht. In beiden Fällen entsteht aber eine psychische Belastung durch falsche Anreize im Alltag beziehungsweise im Job.
