Geld ohne Arbeitsleistung: Frau verklagt Firma mit ungewöhnlicher Begründung – „Kein Privileg“

Geld gegen Arbeit ist eines der grundsätzlichen Prinzipien von Gesellschaft und Wirtschaft. Umso kurioser scheint ein aktueller Rechtsstreit in Frankreich.
Geld ohne Arbeitsleistung: Frau verklagt Firma mit ungewöhnlicher Begründung – „Kein Privileg“
Shutterstock / Laurene van Wassenhove
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Arbeit wird hierzulande mit Lohn oder Gehalt bezahlt, am Ende sollten im Optimalfall beide Seiten zufrieden sein. Während Politik und Wirtschaft aktuell diskutieren, ob wieder mehr gearbeitet werden muss, um die Wirtschaftsleistung aufrechtzuerhalten und weiter zu steigern, sorgt ein ungewöhnlicher Fall in Frankreich für Aufsehen. Dort kommt es aktuell zu einem Rechtsstreit zwischen einem Arbeitgeber und dessen Mitarbeiterin. Grund der Klage: Sie bekommt Geld, obwohl sie gar nicht arbeitet.

Spontan denken dabei wahrscheinlich die meisten, dass entweder die Firma klagt, weil die Mitarbeiterin ihren Aufgaben nicht nachkommt. Oder dass besagte Mitarbeiterin klagt, weil der Arbeitgeber die Bezahlung fürs Nichtstun eingestellt hat. Der Fall ist allerdings komplett anders gelagert. Die inzwischen 59-jährige Laurence van Wassenhove zieht vor Gericht, weil sie offenbar seit Jahren ohne Arbeit Geld verdient, obwohl sie eigentlich sehr gerne wirklich arbeiten würde.

Nicht genug Geld und keine Änderungsmöglichkeiten – deshalb klagt Laurence van Wassenhove

Was für viele wahrscheinlich wie ein Traum klingt – wer würde insgeheim nicht gerne fürs Nichtstun bezahlt werden? – ist für van Wassenhove scheinbar alles andere als das. Bereits seit 1993 arbeitet sie für das Telekommunikationsunternehmen France Télécom, das inzwischen Orange heißt. Eigentlich ist die 59-Jährige ausgebildete Personalassistentin. Nach einer plötzlichen Epilepsie-Erkrankung ist sie jedoch halbseitig gelähmt und wurde als Folge dessen von ihrem Arbeitgeber als Sekretärin neu besetzt, wobei sie offenbar zwar offiziell ein neues Aufgabengebiet bekam, ihr allerdings nie irgendwelche Aufgaben übertragen wurden.

Laut „Daily Mail“ gab Laurence van Wassenhove an, vielfach um neue Aufgaben gebeten zu haben – ohne Erfolg. So kam es, dass sie 20 Jahre lang Geld bekam, obwohl sie de facto überhaupt nicht arbeitete. Auch Fortbildungs- und Versetzungsanträge wurden mehrfach abgelehnt, so die 59-Jährige. Deshalb sieht sich gezwungen, vor Gericht zu gehen. Denn: „Bezahlt zu werden, zu Hause zu sein und nicht zu arbeiten, ist kein Privileg. Es ist sehr schwer zu ertragen.“ Neben einer fehlenden Beschäftigung seien auch andere Dinge belastend. „Ich wurde behandelt, als würde ich nicht existieren“, wird van Wassenhove zitiert. Es gehe ihr bei der Klage ach um ihre persönliche Würde.

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Geld ohne Arbeitsleistung: Laurence von Wassenhove hat Klage eingereicht
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Arbeitgeber wehrt sich gegen die Anschuldigungen

Als Folge habe sie sich zunehmend ausgestoßen gefühlt und sei schließlich depressiv geworden. Dazu kam, dass das Gehalt offenbar nicht sonderlich hoch war und sie Schwierigkeiten hatte, sich und ihr autistisches Kind zu ernähren. Weiterentwicklungsmöglichkeiten – auch, um mehr Geld zu verdienen – wurden allerdings ebenfalls abgelehnt. In ihrer Klage beruft sich die 59-Jährige auf das französische Arbeitsrecht.

Diesem zufolge sind Firmen verpflichtet, Arbeitnehmern, die etwa aus gesundheitlichen Gründen ihre ursprüngliche Stelle nicht mehr ausführen können, nach Möglichkeit einen anderen Job anzubieten. Arbeitgeber Orange argumentiert jedoch, dass man genau das getan habe, als man van Wassenhove die Stelle als Sekretärin gegeben habe. Dabei haben man laut der Zeitung „La Dépêche“ die persönliche, soziale Situation der Mitarbeiterin berücksichtigt.

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