Nach Schule und Ausbildung oder Studium folgt in der Regel die Vollzeitarbeit. Das bedeutet in Deutschland und vielen anderen Ländern: 40 Stunden die Woche arbeiten, meistens auf fünf Tage die Woche verteilt – auch, wenn Friedrich Merz das gerne ändern würde. Für den einen oder anderen Berufseinsteiger kann das erstmal ein Schock sein, wie etwa auch das Video einer TikTokerin zeigt.
Stein des Anstoßes ist offenbar, dass die junge Frau nach ihrem Studium nun auf der Suche nach einem Job ist. Dabei musste sie jedoch feststellen, dass die Bedingungen von Vollzeitarbeit nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Das Video beginnt mit den Worten „Ich hatte gerade den größten Nervenzusammenbruch“ und endet mit Tränen.

TikTokerin über Vollzeitarbeit: „Was soll das denn?“
„Ich weiß nicht, was die Leute denken, ob das ein Witz ist oder nicht. Aber wie viele Leute in ihren Bewerbungsausschreibungen stehen haben, dass sie frisches Obst im Büro haben als Benefit“, erklärt die TikTokerin zu Beginn. Was sie aber noch viel mehr aufregt als das, sind die Arbeisbedingungen für einen Job in Vollzeit. „Die wollen dir 36.000 brutto im Jahr geben als Vollzeitangestellte. Aber dafür bekommst du auch 30 Tage Urlaub im Jahr.“ Der gesetzliche Urlaubsanspruch beträgt zurzeit 20 Tage, insofern sind 30 Tage tatsächlich großzügig. Das kommentiert auch die junge Frau entsprechend.
Mit einem jährlichen Bruttogehalt von 36.000 Euro verdient man im Monat im Übrigen ungefähr 1700 Euro netto. „Für was bin ich in die Schule gegangen, habe mein Abi gemacht, habe studiert?“, sagt sie unter Tränen in die Kamera. Für das Studium habe sie sogar einen Kredit aufgenommen, in der Hoffnung, dadurch später einen besser bezahlten Job zu bekommen.

TikTokerin kritisiert System von Arbeit in Vollzeit
„Ich weiß wirklich nicht, wie man überleben soll. Mittlerweile ist es ja Standard, dass zwei Leute in einem Haushalt Vollzeit arbeiten. Das beutetet keine Freizeit, man sieht sich nicht mal, weil man nur arbeiten geht (...). Und trotzdem verdienen wir nicht genug“, merkt sie noch an. Am Ende beschließt sie ihr Video zur Vollzeitarbeit mit einer generellen Systemkritik: „Wann wachen wir endlich alle auf und checken, dass wir einfach nicht mehr arbeiten gehen sollten?“
Das Video stammt bereits aus dem Jahr 2023, trendet seitdem aber immer wieder in verschiedenen sozialen Netzwerken – offenbar auch, weil es immer aufs Neue hitzige Debatten auslöst. Viele drücken Unverständnis mit Kommentaren wie „Noch nichts geleistet, aber direkt Forderungen stellen“ aus. Oft zeigt sich dabei ein gewisser Zynismus mit Sätzen wie „Willkommen in der Arbeitswelt“. Es gibt aber durchaus auch wohlwollende Stimmen, die die grundsätzliche Kritik an den aktuellen Bedingungen von Vollzeitarbeit teilen: „Was soll jetzt daran schlimm sein, dass sie die Arbeitskultur hinterfragt und kritisiert?“