Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat es sich zum Ziel erklärt, die deutsche Wirtschaft wieder deutlich zu stärken. Dafür müssten jetzt aber alle in Deutschland härter arbeiten. Mit „4-Tage-Woche“ und „Work-Life-Balance“ könne man den Wohlstand des Landes nicht erhalten. Doch welche Maßnahmen sollen genau ergriffen werden?
Unter anderem soll die 40-Stunden-Woche anders angepackt werden. In Absprache mit SPD steht das auch so im Koalitionsvertrag. Wann genau, ist allerdings nicht bekannt, nur dass es sehr bald geschehen soll. 40-Stunden-Woche heißt nämlich offenbar nicht automatisch 8-Stunden-Tage. Stattdessen will Merz eher auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit setzen. Das erhöhe die Flexibilität. „Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“, war die Ansage von Merz im Rahmen des CDU-Wirtschaftstags. Arbeitnehmer sehen das mitunter anders – und sind damit nicht alleine.

Deutsche leisten insgesamt so viel Arbeitszeit wie noch nie
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat zwar mit Zahlen der OECD berechnet, dass Deutsche im erwerbsfähigen Alter im Schnitt weniger Stunden pro Jahr arbeiten als etwa Polen oder Griechenland. Dem entgegen stehen allerdings teilweise Zahlen des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Diese zeigen zwar, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Beschäftigtem sinkt. Insgesamt steigen aber die geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland.
Das liegt offenbar vor allem daran, dass immer mehr Frauen einer Erwerbsarbeit nachgehen – allerdings oft in Teilzeit. Um das zu ändern, braucht es laut Experten eine bessere Kinderbetreuung und steuerliche Anreize, zumal viele Frauen in Teilzeit offenbar gerne mehr arbeiten würden. Und anteilig an der Bevölkerung arbeiten in Deutschland im Übrigen mehr Menschen als in allen anderen Industriestaaten. Und noch bei einem anderen Wert liegt Deutschland zumindest in Europa ganz vorne: den undokumentierten und unbezahlten Überstunden.

Laut Experten neue Arbeitszeit-Modelle nötig
Während es aus Wirtschaft und Politik Applaus für die Pläne von Friedrich Merz gibt, äußern andere auch Kritik, allerdings nicht an allen Maßnahmen. Laut einer Stepstone-Umfrage wären etwa 73 Prozent der Befragten prinzipiell bereit, mehr Stunden am Tag zu arbeiten, wenn die Arbeitszeit dafür an anderer Stelle flexibel wird. 54 Prozent hätten gerne komplett flexibel einteilbare Wochenarbeitsstunden. Immerhin noch 30 Prozent würden gerne länger am Tag arbeiten, wenn sie dafür an anderer Stelle zusätzliche freie Tage bekommen würden.
Kaum Zustimmung gab es hingegen bei der Aussicht, pro Tag weniger Stunden, dafür aber an generell mehr Tagen zu arbeiten. Tobias Zimmermann von Stepstone merkt dazu an: „Die Ergebnisse belegen wieder einmal, dass es den Menschen nicht darum geht, weniger zu arbeiten, vielmehr geht es ihnen um die Entscheidungsfreiheit, wann sie arbeiten.“ Immerhin, das würde das Merz-Modell bieten.
Etwa von der IG Metall Mannheim gibt es aber auch Kritik, weil die Bedürfnisse eigentlich ganz andere wären und zudem Abläufe komplett umgestellt werden müssten, auch im Privaten wie etwa bei der Kinderbetreuung. Experten weisen zudem darauf hin, dass längere Arbeitszeiten auch ein Gesundheitsrisiko darstellen.