Solopreneur: Definition, Beispiele, Businesskonzepte

Ein Solopreneur ist ein Solo-Selbstständiger. Jedoch unterscheidet ihn einiges von anderen Solo-Akteuren, wie dem Freelancer und dem Einzelunternehmer. Was das ist und ob das Solopreneurship etwas für dich sein könnte, erfährst du hier…

11.08.2022, 16:11 Uhr
Solopreneur: Definition, Beispiele, Businesskonzepte
Branislav Nenin
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Definition Solopreneur: Was bedeutet Solopreneur auf Deutsch?

Es gibt keine Übersetzung für das Wort Solopreneur im Deutschen. Man muss sich daher damit begnügen, die Bezeichnung so zu verwenden, wie sie nun einmal ist. Was auch nicht weiter schlimm ist, da wir auch viele andere fremdsprachige Begriffe nicht übersetzen, sondern einfach ins Deutsche übernehmen und in unserer alltäglichen Kommunikation nutzen. Der Begriff Solopreneur wird jedoch nicht ganz so häufig genutzt, daher solltest du wissen, was sich hinter diesem Begriff verbirgt, bevor du ihn nutzt, um eine Person zu beschreiben, die unternehmerisch tätig ist. Denn ein Solopreneur ist eben nicht das gleiche wie ein Unternehmer und auch kein Freelancer – obwohl ein Solopreneur mit beiden Personen einige Gemeinsamkeiten teilt. Das Wort an sich kann uns schon ein wenig helfen, die Bedeutung zu verstehen. Schauen wir uns dazu die verschiedenen Bestandteile des Begriffs an:
  • Solo: Bedeutet, dass die Person ganz allein die Unternehmensgründung angeht. Ein Solopreneur hat keine Mitarbeiter.
  • Preneur: Der Wortbestandteil „preneur“ verweist darauf, dass es sich bei einem Solopreneur um einen Entrepreneur, also um einen Unternehmer handelt.
Diese Form der Wortbildung nennt man übrigens Kofferwort. Dabei wird ein neues Wort wird aus zwei anderen Wörtern – in unserem Fall „solo“ und „entrepreneur“ – gebildet. Nun könnte man auf die Idee kommen, den Solopreneur mit „Einzelunternehmer“ zu übersetzen, doch auch das wäre nicht ganz korrekt. Denn die Rechtsform „Einzelunternehmen“ kann zwar bedeuten, dass jemand als Solopreneur arbeitet, ein Einzelunternehmen kann jedoch auch Mitarbeiter haben – womit wir eben nicht mehr von einem Solopreneur sprechen können.  

Was macht ein Solopreneur? Beispiele für Solopreneurship

Wenn wir genauer verstehen wollen, was ein Solopreneur ist und was er macht, sollten wir uns ansehen, was die beiden Autoren Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg dazu zu sagen haben. Denn sie sind dafür verantwortlich, dass der Begriff Solopreneur in Deutschland überhaupt bekannt wurde. Wer es nicht glaubt, sollte sich das Buch „Smart Business Concepts“ besorgen und sich selbst überzeugen. Ein wichtiger Tipp der beiden: Wer sein Glück als Solopreneur versuchen möchte, sollte sich vorab gründlich Gedanken über sein Vorhaben machen. Denn als Solopreneur ist man als klassischer Einzelkämpfer unterwegs – man hat eben keine Mitarbeiter oder Mitgründer, mit denen man sich besprechen oder mit denen man das Risiko, das eine Unternehmensgründung mit sich bringt, teilen könnte. Wie aber sieht der Arbeitsalltag eines Solopreneurs aus? Ein klassischer Solopreneur könnte zum Beispiel ein Fremdsprachenlehrer sein. Statt weiter an einer Sprachschule für seinen Auftraggeber zu arbeiten, macht sich der Dozent als Solopreneur selbstständig. Er erstellt Video- und Audiofiles, die er im Netz hochlädt und die sich Interessenten anschauen können, wenn sie einen bestimmten Betrag bezahlt haben. Wichtiges Kennzeichen eines Solopreneurships ist, dass das Modell skalierbar ist. In dem Fall des Fremdsprachenlehrers bedeutet das, dass er sein Angebot theoretisch an eine unbegrenzte Anzahl von Interessenten verkaufen kann. Er hat die Videos produziert und kann sie mit jemandem teilen, der dafür bezahlt. Außerdem nutzt ein Solopreneur mit Vorliebe die vielen Möglichkeiten, die das Internet bietet. So lagert er Teile seiner Arbeit, die er nicht hervorragend beherrscht und die damit nicht zu seiner Kernkompetenz gehören, kurzerhand an andere Selbstständige oder Firmen aus. Oder aber – noch beliebter – er automatisiert die Vorgänge, die nicht zu seinem Kerngeschäft gehören: Mit Terminvereinbarung mit einem Tool wie Calendly oder SimplyBook.me kann einiges an Zeit sparen. Für die verschiedenen Geschäftsbereiche und Ideen gibt es ganz unterschiedliche Apps und Tools, die einem das Solopreneurleben deutlich erleichtern können.  

Unterschiede zwischen Solopreneur und Entrepreneur/Freelancer

Ein Solopreneur arbeitet allein und automatisiert diejenigen Vorgänge, die sich automatisch erledigen lassen – diese Definition könnte auch auf einen Freelancer zutreffen. Beide unterscheiden sich jedoch in einem wichtigen Punkt, nämlich dem skalierbaren Geschäftsmodell. Ein Freelancer zeichnet sich dadurch aus, dass er seine Arbeitskraft oder Zeit – in den meisten Fällen beides – seinem Auftraggeber anbietet. Und da diese beiden Dinge begrenzt sind, kann ein Freelancer nicht unendlich viele Aufträge annehmen. Ein Solopreneur dagegen schon – zumindest theoretisch. Denn wie wir gesehen haben, kann unser Spanischdozent seine Videos an alle Menschen verkaufen, die sich dafür interessieren. Ein Freelancer dagegen kann seinen Auftraggebern im besten Fall und auch nur ausnahmsweise 24 Stunden am Tag „verkaufen“. Ein Freelancer arbeitet an den Aufträgen seiner Auftraggeber, er programmiert zum Beispiel bestimmte Skripte oder gestaltet Grafiken, während ein Solopreneur sein Ding macht. Eben so wie der Spanischlehrer, der seine Expertise verkauft und nicht das macht, was ein Auftraggeber von ihm möchte.  

Solopreneur werden: Das solltest du beachten

Als Solopreneur brauchst du in der Regel keine große Infrastruktur und musst daher zunächst nur wenig Geld in dein Vorhaben investieren – ein großer Pluspunkt. Und vielleicht kannst du aus diesem Grund auch eine nebenberufliche Gründung versuchen. So hast du immer noch die Sicherheit deines Hauptjobs im Rücken, während du versuchst, deine Solo-Idee umzusetzen – gar nicht so übel. Auf der anderen Seite ist eine Selbstständigkeit, auch wenn es sich „nur“ um eine Solo-Selbstständigkeit handelt, immer mit unternehmerischem Risiko verbunden. Das muss dir also bewusst sein. Im schlimmsten Fall sind nicht nur deine Investitionen weg. Denn wenn es ganz schlimm kommt und du zum Beispiel vorsätzlich einen Fehler gemacht hast, könntest du auch zu Schadenersatz verdonnert werden. Wenn du dich trotzdem für ein Solopreneurship entscheidest, solltest du dir vorab möglichst konkret über deine Ziele und Wünsche klar werden. Stell dir dazu unter anderem diese Fragen:
  1. Warum denkst du, dass die Arbeit als Solopreneur für dich das richtige ist und was spricht gegen die Arbeit als Freelancer oder Einzelunternehmer? Bei dieser Frage solltest du deine Arbeitsweise und -motivation hinterfragen. Für die meisten klingt es vielleicht verlockend, sich als Solopreneur selbstständig zu machen. Du darfst jedoch nicht vergessen, dass auch die Selbstständigkeit bedeutet, dass du arbeiten musst – gerade zu Beginn vermutlich mehr als so mancher Angestellter. Da könnte die Arbeit als Freelancer, der seine Zeit an Auftraggeber verkauft, in einigen Fällen lukrativer sein. Rechne gut durch und verschaff dir einen möglichst objektiven Überblick über deine Möglichkeiten.
  2. Hast du eine Idee, die sich als Geschäftsmodell skalieren lässt? Wie kannst du das umsetzen?. Wenn du als Programmierer arbeiten möchtest, ist deine Idee in der Regel nicht skalierbar. Du musst jeden Kunden individuell beraten und jeden Auftrag selbst bearbeiten. Als Fitnesscoach sieht es dagegen schon anders aus. Wenn du Videos aufnimmst, in denen du Tipps gibst und diese später zum Verkauf anbietest, ist das durchaus eine Idee, die skalierbar ist.
  3. Ist es möglich, eine beachtliche Anzahl deiner täglichen Aufgaben zu automatisieren? Zur Arbeit als Solopreneur gehört auch, dass du einen möglichst großen Teil deiner Arbeit auslagerst, indem du ihn automatisierst. Überprüf deine Idee noch einmal daraufhin und informier dich im Netz bei Experten, welche Möglichkeiten dir die Digitalisierung bringt.
  4. Welche Ziele verfolgst du mit deinem Geschäftsmodell? Nicht nur als Arbeitnehmer solltest du ein Ziel vor Augen haben, was du in den nächsten drei bis fünf Jahren erreichen möchtest. Als Selbstständiger solltest du umso mehr einen Plan haben, wo du mit deinem Unternehmen hin willst.
  5. Wie schaffst du es, dich zu motivieren, wenn du keinen Chef und keine Auftraggeber hast, die dir eine Deadline setzen? Als Solopreneur bist du als Einzelkämpfer unterwegs, was sich manche romantischer vorstellen, als es ist. Denn das bedeutet eben auch, dass du bei allen Entscheidungen auf dich allein gestellt bist. Einige merken nach einer gewissen Zeit, dass sie die Verantwortung doch viel lieber teilen würden oder aber es fällt ihnen schwer, sich morgens an die Arbeit zu machen, ohne von jemandem dazu aufgefordert zu werden.
  6. Hast du ein wenig Geld auf der hohen Kante, das du in deine Idee investieren könntest? Finanzieller Rückhalt ist natürlich immer eine feine Sache. Wenn du dich selbstständig machen möchtest, ist er aber mehr als das. Er ist eine Voraussetzung. Denn ohne monetären Puffer lässt man sich eher zu Entscheidungen drängen, die man ohne Geldnot nicht treffen würde. Achte daher darauf, dass du zumindest deine laufenden Kosten noch mit deinem Hauptjob decken kannst oder leg genügend Geld zur Seite, um die erste Zeit als Solopreneur ungestört bestreiten zu können.