Social Trading: So lernst du von erfolgreichen Investoren

Social Trading bietet Anlegern eine Community, in der Neulinge das Wissen von erfahrenen Investoren nutzen können.

25.06.2022, 11:39 Uhr
Social Trading: So lernst du von erfolgreichen Investoren
BAIVECTOR/shutterstock
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Social Trading kurz zusammengefasst:
  • Beim Social Trading legen erfolgreiche Investoren ihre Investmententscheidungen offen. Als Follower kannst du die Strategien für dein eigenes Portfolio übernehmen.
  • Je nach Plattform und Strategie können sowohl Aktien und ETFs als auch spekulative Derivate zum Einsatz kommen.
  • Manche Anbieter legen Anlagezertifikate auf, mit denen sie die Strategie einzelner Trader in einem einzigen Wertpapier abbilden.
  • Die Risiken hängen davon ab, ob du in Aktien und ETFs oder in Derivate investiert: Bei klassischen Wertpapieren gibt es die börsenüblichen Kursschwankungen, bei Derivaten kann aufgrund der Hebelwirkung in ungünstigen Fällen der Totalverlust eintreten.

Social Trading: Was ist das?

Social Trading verbindet die Wertpapieranlage mit einem sozialen Netzwerk. Du kannst dir als Anleger nicht nur auf eigene Faust Informationen über die in Frage kommenden Aktien oder Fonds zusammensuchen, sondern die Strategie von anderen Anlegern kopieren. Das funktioniert, indem der Social-Trading-Anbieter eine Plattform zur Verfügung stellt, auf der die einzelnen Mitglieder ihre Anlagestrategien veröffentlichen und auch untereinander diskutieren können. Dabei gibt es zwei Gruppen:
  • Die Trader entwickeln ihre Anlagestrategien und machen ihre eigenen Wertpapierkäufe und -verkäufe öffentlich.
  • Die Follower können die Wertentwicklung der Trader-Portfolios sehen und anhand dieser Informationen entscheiden, ob sie eine der vorgestellten Anlagestrategien übernehmen wollen.
Für die Abwicklung der Transaktionen arbeiten die Plattformen mit einem Wertpapierdienstleister oder einem Bankinstitut zusammen. Dort werden die Anlegerdepots geführt und die Orders abgewickelt. Social Trading soll die Anlageprozesse transparent machen und über die Diskussionsfunktion den Meinungs- und Wissensaustausch zwischen erfahrenen und weniger erfahrenen Anlegern ermöglichen. Bekannte Social-Trading-Plattformen sind beispielsweise Wikifolio oder eToro.

Um welche Anlageprodukte geht es beim Social Trading?

Die Portfolios der Trader können eine Vielzahl unterschiedlicher Wertpapiere enthalten. Meist geht es um die folgenden Wertpapiergattungen:
  • Aktien,
  • börsennotierte Indexfonds (ETFs) oder
  • Derivate wie beispielsweise Optionsscheine oder Contracts for Difference (CFDs).
Bei einem Aktien- oder ETF-Portfolio steht meist der langfristige Ertrag im Vordergrund, während Anleger mit Derivaten oder CFDs kurzfristige Trading-Strategien umsetzen können. Unter Umständen können Portfolios auch Aktien, Fonds und Derivate enthalten, um sowohl eine langfristige Strategie zu verfolgen als auch kurzfristige Marktentwicklungen spekulativ zu nutzen. Welche Wertpapiergattungen als Investment möglich sind, hängt auch von der Produktpalette der Social-Trading-Plattform bzw. deren Partnerbank ab.

Welche Handlungsmöglichkeiten haben Follower?

Wenn du dich auf einer Social-Trading-Plattform als Follower anmeldest, hast du unterschiedliche Möglichkeiten, die dort vorhandenen Informationen und Renditezahlen von einzelnen Tradern in die Praxis umzusetzen.

Plattform als Informationsquelle

Zunächst einmal kannst du eine Social-Trading-Plattform nutzen, um von der Erfahrung anderer Anleger zu lernen. Du kannst Kauf- oder Verkaufssignale verfolgen, um herauszufinden, ob die Signalgeber mit ihrer Strategie eher besser oder schlechter als der Marktdurchschnitt abschneiden. Oder du kannst die Wertentwicklung einzelner Trader-Portfolios über einen gewissen Zeitraum verfolgen und beobachten, wie hoch die Gewinne und Verluste in unterschiedlichen Börsenphasen ausfallen. Diese Informationen kannst du auswerten und nutzen, um Entscheidungen für deine eigenen Wertpapierkäufe und -verkäufe zu treffen. Dabei kannst du die Vorgaben des Traders bei deinen eigenen Transaktionen auch modifizieren, etwa um mit einem geringeren Anteil an Derivaten im Gesamtmix dein Schwankungsrisiko zu reduzieren.

Copy Trading

Beim Copy Trading übernimmst du die Strategie deines bevorzugten Trader-Vorbilds sozusagen per Copy and Paste. Bei etlichen Anbietern kannst du die Plattform bevollmächtigen, die Orders praktisch zeitgleich mit denen des Traders auch für dich auszuführen. Damit wird dann die Zusammenstellung deines Portfolios automatisiert.

Kauf eines Zertifikats

Einzelne Plattformen bilden die Strategie prominenter Trader in einem Anlagezertifikat ab. Damit kann der Anleger mit dem Kauf eines einzigen Anlagezertifikats die komplette Tradingstrategie für sich kopieren.

Selbst Social Trader werden

Wenn du längere Zeit Erfahrung mit Wertpapieren oder Derivaten gesammelt hast und deine Strategie erfolgreich ist, kannst du selbst Trader werden und andere an deinen Erfahrungen teilhaben lassen. Hierfür musst du dich bei der Plattform als Trader registrieren. Das funktioniert allerdings nur, wenn du einen gut verständlichen und nachvollziehbaren Investmentansatz hast, mit dem du auf längere Sicht den Marktdurchschnitt sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen schlagen konntest. Dann kannst du versuchen, für deine Strategie Follower zu gewinnen – und dabei noch Geld verdienen, denn häufig zahlen die Plattformen den Tradern eine Prämie, deren Höhe meist von der Rendite und der Anzahl der Follower abhängt.

Wie hoch sind die Kosten beim Social Trading?

Die Kosten können beim Social Trading unterschiedlich ausfallen und sind nicht immer transparent. Zwar verlangen manche Anbieter keine Gebühren für die Orderausführung und die Verwaltung des Wertpapierdepots. Doch in solchen Fällen musst du die Wertpapiere oft auf Handelsplätzen außerhalb der Börse kaufen und verkaufen, wo die Kurse für den Anleger ungünstiger sind als im Börsenhandel. Konkret: Die Kaufkurse sind etwas höher und die Verkaufskurse etwas niedriger als an der Börse – und von dieser Differenz profitieren die Plattformen. Zusätzliche Kosten können bei Derivaten wie Optionsscheinen oder CFDs anfallen. Auch hier werden die Gebühren oft in die Kursstellung eingepreist, so dass die tatsächliche Kostenquote nicht gleich ersichtlich ist. Wenn du einem Trader mit dem Erwerb eines Anlagezertifikates folgst, musst du dafür ebenfalls Gebühren einkalkulieren. Meist enthalten Zertifikate eine jährliche Gebühr, die vom Kurswert abgezogen wird. Hinzu kommt des öfteren eine so genannte Performancegebühr. Diese wird fällig, wenn das Zertifikat eine positive Wertentwicklung vorweist, und kann bis zu 30 Prozent des Gewinns betragen.

Welche Chancen und Risiken bringt mir Social Trading?

Die Kapitalanlage in Form von Social Trading bringt sowohl Chancen als auch Risiken mit sich.

Chancen beim Social Trading

Wenn du dein Geld langfristig investierst und dafür ETFs oder ein gut gemischtes Aktienportfolio verwendest, kannst du von den Renditechancen der Kapitalmärkte profitieren. Der Rückblick auf vergangene Jahre und Jahrzehnte zeigt, dass man mit Aktien und Fonds auf lange Sicht höhere Renditen erzielen kann als mit verzinsten Anlagen bei Banken. Darüber hinaus sammelst du beim Social Trading Wissen und Erfahrung, indem du dich mit den Strategien anderer Anleger befasst und am Informationsaustausch teilnimmst.

Risiken beim Social Trading

Wie jede Anlage an der Börse bringt auch das Investieren in Aktien und ETFs über Social Trading Wertschwankungsrisiken mit sich. Wenn die Börse schlecht läuft, kann das Verluste bringen, die du oft erst über einen längeren Zeitraum hinweg wieder ausgleichen kannst. Besonders hoch ist das Risiko, wenn du mit Derivaten wie Optionsscheinen oder CFDs spekulierst. Hier sind die Ausschläge nach oben und unten im Vergleich zu den dazugehörigen Aktien- oder Indexwerten nicht nur um ein Vielfaches stärker, sondern es droht bei ungünstiger Entwicklung auch der Totalverlust. Daher solltest du beim Trading mit Derivaten nur Geld einsetzen, auf das du im Ernstfall komplett verzichten kannst.