„Medical Gaslighting“: Tausende Patienten werden von ihrem Arzt nicht ernst genommen

"Medical Gaslighting" gilt auch in Deutschland als großes Problem. Patienten werden von ihrem Arzt nicht ernst genommen und Symptome als Einbildung abgetan. Experten üben Kritik und erklären, wie man sich wehrt.
21.06.2025, 11:59 Uhr
„Medical Gaslighting“: Tausende Patienten werden von ihrem Arzt nicht ernst genommen
Shutterstock
Anzeige

In den vergangenen Monaten wurde immer häufiger über das sogenannte „Medical Gaslighting“ gesprochen. Auch deutsche Patientinnen und Patienten haben große Probleme mit ihren Ärzten. Oft fühlen sie sich nicht ernst genommen und quälende Symptome werden als Einbildung abgetan.

Ein Phänomen, über das im vergangenen Jahr noch lustige Videos in den sozialen Medien kursierten. „Gehen sie an die frische Luft und reduzieren sie Stress“, hieß es in den Clips, in denen häufig ernste Probleme geschildert wurden, für die es kaum Verständnis gab. Gaslighting gibt es also nicht nur in der Beziehung, sondern auch im Alltag. Symptome, die einen schon lange belasten, werden auf die Psyche geschoben oder verharmlost.

Anzeige
Prostock-studio/Shutterstock

"Medical Gaslighting" gilt auch in Deutschland als großes Problem

Oft suchen Patienten wochenlang nach einem geeigneten Arzt, der ihr Anliegen auch wirklich ernst nimmt und verfolgt. Ein Beispiel dafür teilte die Patientin Ira S., die mehr als zwei Jahre lang auf ihre Diagnose wartete. „Der Schwindel wurde so schlimm, dass ich mich nicht mehr getraut habe, mit meiner Tochter auf dem Arm die Treppen herunterzugehen, weil ich dachte, ich stürze. Da war ich noch mal beim HNO-Arzt und der hat mich dann angeguckt und meinte: 'Hören Sie mir zu: Ihnen kann nicht schwindlig sein! Das bilden sie sich nur ein'", berichtet die Patientin. Sie ließ nicht locker und fand schließlich mit einer Rheumatologin heraus, dass sie an der Autoimmunerkrankung Morbus Lupus leidet.

Anzeige

Es kommt häufig vor, dass Krankheiten erst zu spät behandelt werden. Auf der Videoplattform TikTok berichtete eine junge Frau über einen Schlaganfall. In der Notaufnahme glaubte der Arzt erst nicht daran, da sie „zu jung“ sei. Doch sie bestand auf weitere Untersuchungen und die Vermutung wurde schließlich bestätigt. Eine Studie zeigt, dass insbesondere Frauen vom Medical Gaslighting betroffen sind. Auch Experten kritisieren dieses Vorgehen und machen darauf aufmerksam, wie wichtig eine umfangreiche Anamnese ist.

Anzeige

Patienten sollten ihre Symptome deshalb dokumentieren und sich nicht so schnell verunsichern lassen. Oft kennt man seinen eigenen Körper immer noch am besten. Auch eine Begleitperson beim Arztbesuch kann hilfreich sein. Zudem sollte man sich die wichtigsten Fragen vor dem Termin notieren. Jeder Körper ist unterschiedlich und Krankheiten können nicht pauschalisiert werden. Je mehr Details zur Verfügung stehen, desto schneller kann die korrekte Diagnose folgen.