Der kälteste bewohnte Ort der Welt
Der kälteste bewohnte Ort der Welt befindet sich in Russland, nicht weit entfernt vom Nordpol. Genauer gesagt, 2.900 Kilometer weit weg. In der Teilrepublik Jakutien in Sibirien liegt die Stadt Oimjakon. Und genau hier fallen die Temperaturen im Winter so tief, dass das Dörfchen mit seinen knapp 500 Bewohnern zum kältesten Ort der Welt wird.
Im Winter wird es mit Temperaturen um minus 50 Grad Celsius hier so richtig kalt. Im Vergleich: In Deutschland liegen die Werte im Winter bei etwa 2 Grad Celsius. Das ist ein Unterschied von 48 Grad! Angeblich war es in der kleinen Stadt in Sibirien auch schon kälter – nämlich sage und schreibe minus 71,2 Grad Celsius. Die im Jahr 1924 gemessene Temperatur wurde allerdings nicht anerkannt, die von minus 67,8 Grad Celsius aus dem Jahre 1933 jedoch schon. Und mit den Werten hält die Stadt auch den Kälterekord des Ortes.
Das Problem mit der Kälte
Durch diese extreme Kälte ist der Boden ein sogenannter Permafrostboden. Das bedeutet, dass die Erde das ganze Jahr über gefroren ist und auch im Sommer nur bedingt auftaut. Dadurch ist es unmöglich, Rohre für das Abwasser zu verlegen. Deswegen haben die Bewohner ihre Toiletten draußen – als Plumpsklo.
Nicht nur mit dem Abwasser, sondern auch Trink- und Frischwasser ist das so ein Problem: Es gibt kaum fließendes Wasser. Wer hier lebt, lässt sich das Wasser entweder von einem Lieferanten liefern oder taut einfach Eisblöcke auf.
Wegen des Permafrostbodens können auch Gräber nicht einfach so ausgehoben werden. Mit einem Lagerfeuer muss vor der Beerdigung der Boden aufgetaut werden. Autofahren hat hier so seine Tücken: Wer sein Auto auf der Straße abstellt, darf auf keinen Fall den Motor ausschalten. Ansonsten springt das Fahrzeug nicht mehr an. Wer es sich leisten kann, hat einen beheizte Garage.
Kältester Ort der Welt – wie kommen die Menschen damit zurecht?
Obst und Gemüse sind für die Einwohner seltene Produkte. Der Permafrostboden ermöglicht es nicht, im großen Stil etwas anzubauen. Die Einwohner essen das Gemüse, was sie für sich anbauen können – viel ist das nicht. Deswegen landen hier auf den Tellern hauptsächlich viele Suppengericht und Fleisch. Das Fleisch liefert ihnen die nötige Energie, die sie in dieser Kälte brauchen.
Im Sommer liegen die Temperaturen hier zwischen 15 und 20 Grad Celsius. Für uns wäre das womöglich noch zu kühl, viele Bewohner Oimjakons empfinden es aber tatsächlich als zu warm. Sie sind sich die Kälte einfach mehr gewohnt und mögen es kalt.
Und auf die Kälte sind sie perfekt eingestellt: Um keine Erfrierungen zu riskieren, packen sie sich in mehrere Schichten Kleidung ein, wenn sie das Haus verlassen. Mund und Nase sind dabei immer bedeckt – der Speichel gefriert bei solch eisigen Temperaturen direkt ein. Gegen eingefrorene Wimpern gibt es aber kaum einen Schutz.
Warum ist es hier so kalt?
In Sibirien sind können die Temperaturen im Jahr über 100 Grad schwanken, und Jakutien in Sibirien gilt als die Kältekammer von Russland. Das liegt an der Land-See-Verteilung: die Ozeane wirken wie ein gigantischer Energiespeicher. So ist das Klima in der Nähe des Wassers gemäßigt und warm. Ist kein Ozean in der Nähe, fehlt diese Wärme.
Und rund um Oimjakon ist weit und breit kein Meer – hier herrscht das sogenannte Kontinentalklima mit langen, heißen Sommertagen und eisig kalten, langen Winternächten. Dabei trifft der Begriff Winternächte die kalte Jahreszeit ziemlich gut: Die Sonne ist dann in Sibirien nämlich so gut wie nie zu sehen, dafür liegt der kälteste Ort der Welt zu sehr am Polarkreis.
Geht´s noch kälter?
Oimjakon ist zwar die kälteste Stadt der Welt, doch es gibt auch einen Ort auf der Erde, der noch kälter ist! Dabei handelt es sich um die Forschungsstation Wostok. Sie liegt in der Ostantarktis, über einem zugefrorenen See. Hier werden von internationalen Wissenschaftlern Eiskernbohrungen und Wetterbeobachtungen durchgeführt. Im Gegensatz zu Oimjakon ist Wostok aber nur eine Forschungsstation und kein dauerhaft bewohntes Dorf.
Wostok liegt am sogenannten Kältepol der Erde: Durch die Lage in knapp 3.500 Metern begünstigt die Luft die Kälte. Die am tiefsten gemessene Rekordtemperatur liegt bei minus 89,2 Grad Celsius. Direkt auf der Eisoberfläche betrug die Tiefsttemperatur gemäß einer Satellitenmessung sogar minus 98,6 Grad Celsius. Für einen Rekord muss die Temperatur jedoch zwei Meter über dem Boden gemessen werden.
Weitere kalte Orte auf der Erde
Doch es gibt auch noch weitere, sehr kalte Orte auf der Welt. So zeigt das Thermometer in der Stadt Ulaambaatar in der Mongolei im Winter minus 44,4 Grad Celsius an. Und auch in Deutschland wurden schon Rekordverdächtige Tiefstwerte gemessen: In Fundensee fröstelt es im Winter bei minus 45,9 Grad Celsius ganz schön! Das ist übrigens nicht nur einer der kältesten Orte der Welt, sondern auch von ganz Deutschland.
Ein weiterer kältester Ort der Welt ist auch die Amundsen-Scott-Südpolstation in der Antarktis, die mit minus 82 Grad Celsius der Forschungsstation Wostok dicht auf den Fersen ist.
Kalt, kälter, am kältesten – der kälteste Ort der Welt
Zugegeben, der kälteste Ort der Welt ist nicht bewohnt. Doch bei minus 89,2 Grad Celsius will auch keiner freiwillig leben, oder? Und die Wissenschaftler in der Forschungsstation Wostok in der Ostantarktis leben ja nicht dauerhaft dort.
Der kälteste bewohnte Ort der Welt befindet sich auf der anderen Seite der Erdhalbkugel, genauer gesagt am nördlichen Polarkreis, in Russland. Oimjakon ist die Heimat von etwa 500 Menschen, die im Winter den eisigen Temperaturen von durchschnittlich minus 50 Grad Celsius trotzen. Deutschland erscheint mit im Winter einer Durchschnittstemperatur von 2 Grad Celsius dann direkt überaus warm.