Italien: Küste plötzlich tausende Kilometer länger

Für die Bewohner, das Land und den Tourismus hat die neue Berechnung drastische Folgen. Denn schlagartig ist in Italien die Küste tausende Kilometer länger, als bislang angenommen.

11.12.2023, 16:50 Uhr
Italien: Küste plötzlich tausende Kilometer länger
Symbolbild © istockphoto/iSailorr
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Das kann Folgen haben: Küste tausende Kilometer länger Bislang schätzte man, dass Italien eine Küstenlänge von etwa 8.000 Kilometern hat. Eine aktuelle Messung, die im Zuge eines Rechtsstreits mit der EU durchgeführt wurde, ergab jedoch überraschenderweise mehr als 11.000 Kilometer. Damit hat Italien deutlich mehr Küste und die tausenden Kilometer könnten nicht ohne Folgen bleiben. Die italienische Regierung hat die Küstenvermessung nicht aus bloßer Neugierde in Auftrag gegeben. Vielmehr dient sie als Reaktion auf ein EU-Gesetz, das Küstenstreifen als knappes Gut betrachtet und daraus Konsequenzen für kostenpflichtige Touristenstrände ziehen will. So seien die Strände bislang als ″knappes Gut‶ eingestuft, doch die neue Berechnung ermöglicht es Italien, jetzt die kostenpflichtige Nutzung der Strände, anders zu handhaben. Die Konsequenzen der neuen Berechnung Ein ″technisches Gremium‶, welches zugleich der Regierung im Rechtsstreit beratend zur Seite steht, hat die neuen Berechnungen mittels einer Arbeitsgruppe durchführen lassen. Das Ergebnis: Die exakte Länge der italienischen Küsten auf 11.172 Kilometer und 794 Meter. Das sind stolze 3.000 Kilometer mehr als bisher angenommen. Dies entspricht etwa der Flugstrecke von Berlin über das Mittelmeer nach Kairo in Ägypten. Die Küstenvermessung erfolgte im Vorfeld eines Rechtsstreits über die insgesamt 30.000 kostenpflichtigen Strände in Italien. Die EU betrachtet diese Strände als illegal, da sie sich auf öffentlichem Grund befinden und die Bolkestein-Direktive von 2006 verletzen. Diese verlangt, staatliche Konzessionen regelmäßig neu auszuschreiben, um die Konkurrenz zu fördern. Eine Konzession ist eine Kooperation zwischen privaten Unternehmen und dem Staat. Rechtsstreit um Strandlänge eskalierte beinahe Italien weigert sich, die staatlichen Konzessionen regelmäßig neu auszuschreiben, und argumentiert, dass die kostenpflichtigen Strände ein historisches und kulturelles Erbe darstellen, das von Einheimischen weitergeführt werden sollte. Die neu berechnete Küstenlänge könnte im Rechtsstreit helfen, die Strände nicht mehr als knappes Gut zu klassifizieren und somit nicht mehr unter die Bolkestein-Direktive zu fallen. Die kostenpflichtigen Strände belegen 2.143 Kilometer der insgesamt 11.172 Kilometer Küstenlinie. Obwohl sie nur etwa ein Fünftel der gesamten Strandlänge ausmachen, machen sie aufgrund der vorwiegend sandigen Beschaffenheit der Strände mehr als 60 Prozent der Sandstrände aus. Ein italienisches Gesetz erlaubt jedoch maximal 40 Prozent.