Insolvenz trotz guter Auftragslage: Autozulieferer vor dem Aus

Eine Insolvenz trotzt guter Auftragslage ist eher ungewöhnlich, und doch strebt ein deutscher Autozulieferer nun genau dies an. Denn die vollen Auftragsbücher sollen nicht ausreichen, um das Unternehmen vor dem Aus zu retten.

27.01.2024, 11:50 Uhr
Insolvenz trotz guter Auftragslage: Autozulieferer vor dem Aus
Symbolbild © istockphoto/xieyuliang
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Überraschende Insolvenz: Gute Auftragslage – Autozulieferer zieht Reißleine Inmitten gut gefüllter Auftragsbücher sieht sich die Auto-Kabel Gruppe mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert und hat am 21. Januar Insolvenz angemeldet. Die Insolvenz sorgt jetzt für Aufsehen, denn bei einer guten Auftragslage einen Insolvenzantrag zu stellen, wie der Autozulieferer es tat, ist eher ungewöhnlich. Der Automobilzulieferer, ansässig in Hausen im Wiesental im Kreis Lörrach, sucht nun intensiv nach einem externen Investor, um die finanzielle Schieflage zu überwinden. Trotz einer stabilen Auftragslage mit vollen Büchern hat die Auto-Kabel Gruppe einen finanziellen Engpass. Die etwa 600 betroffenen Mitarbeiter sollen jedoch vorerst keine Auswirkungen spüren, da kein Stellenabbau geplant ist. Insolvenzverwalter sieht solide operative Basis Der Auslöser für die Insolvenz liegt laut einem Unternehmenssprecher in hohen Investitionen, die zur Abwicklung zahlreicher neuer Kundenaufträge im Bereich Hochvolt-Technologie erforderlich waren. Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag wird in den kommenden anderthalb Jahren benötigt. So kam es zur Insolvenz, obwohl die Auftragslage für den Autozulieferer sehr gut ist. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Martin Mucha aus Stuttgart, betont, dass die Gruppe operativ auf solidem Grund steht. Die Insolvenz sei primär auf den Kapitalbedarf zurückzuführen, der sich durch umfangreiche Investitionen in die Zukunftstechnologie ergeben habe. Auto-Kabel hat derzeit insgesamt etwa 4.000 Mitarbeiter, davon sind etwa 700 in Deutschland beschäftigt. Intensivierte Suche nach externem Investor Schon im Dezember des vorangegangenen Jahres hatte eine Tochtergesellschaft der Auto-Kabel Gruppe Insolvenz angemeldet. Der bereits damals eingeleitete Prozess der Suche nach einem externen Investor wird nun verstärkt fortgesetzt. Das erklärte Ziel ist es, einen Käufer für die gesamte Gruppe zu finden. Die Absicht dahinter besteht darin, die technologische Expertise, die über verschiedene Standorte hinweg aufgebaut wurde, zu bewahren und das volle Potenzial der Gruppe auszuschöpfen. Doch jetzt steht erst einmal die Insolvenz und die Bewältigung der Auftragslage für den Autozulieferer auf dem Plan. Investoreneinstieg als Rettungsanker In Baden-Württemberg waren im vergangenen Jahr viele Unternehmen, darunter auch Autozulieferer, von Insolvenzen betroffen. Der Einstieg von Investoren hat jedoch bereits einige Betriebe vor dem Untergang bewahrt. So übernahm ein Investor in letzter Minute eine Sparte des insolventen Autozulieferers Allgaier, und der Felgenhersteller BBS konnte durch einen Investoreneinstieg vor erneuter Zahlungsunfähigkeit gerettet werden. Für die Auto-Kabel Gruppe könnte ein solcher Investor als Schlüssel zur Überwindung ihrer finanziellen Schwierigkeiten dienen.