Die unheimliche Frau

„Mein Vater wuchs in einem kleinen, abgelegenen Dorf in Griechenland auf. Eines Tages, als er auf dem Heimweg war, zog plötzlich ein heftiges Unwetter auf. Um nicht völlig durchnässt zu werden, suchte er Schutz unter einem großen Baum und wartete darauf, dass der Sturm vorüberzieht. Während er dort stand, bemerkte er eine alte Frau, die langsam auf ihn zukam. Sie hatte einen Regenschirm in der einen und einen Gehstock in der anderen Hand. Obwohl er sie noch nie zuvor gesehen hatte, sprach sie ihn an: ‚Was machst du hier?‘
Mein Vater erklärte, dass er das Unwetter abwarten wolle, weil er Angst hatte, sich zu erkälten. Die alte Dame schaute ihn an und sagte mit ruhiger Stimme: ‚Du hast noch ein langes Leben vor dir. Ich würde es riskieren, mir eine Erkältung einzufangen, wenn ich an deiner Stelle wäre.‘ Mit diesen Worten ging sie weiter, als wäre nichts gewesen.
Obwohl die Worte der Frau ihm seltsam vorkamen, entschied sich mein Vater, ihrem Rat zu folgen. Er verließ seinen sicheren Platz unter dem Baum und setzte seinen Weg nach Hause fort. Kaum hatte er ein paar Schritte gemacht, hörte er plötzlich einen lauten Knall. Als er sich umdrehte, sah er, dass der Baum, unter dem er gerade noch gestanden hatte, von einem Blitz getroffen worden war. Der Baum war komplett zerschmettert, und es wurde ihm klar, dass er in größter Gefahr gewesen war.
Voller Dankbarkeit machte er sich sofort auf die Suche nach der alten Frau, um sich bei ihr zu bedanken. Doch so sehr er sich auch bemühte, sie war nirgends zu finden. Auch die Dorfbewohner kannten niemanden, der auf ihre Beschreibung passte. Niemand hatte jemals von ihr gehört oder sie gesehen. Für meinen Vater war es klar: Diese Frau war kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein übernatürliches Wesen, das ihn vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.“