Beliebte Supermarktkette insolvent: Zukunft der Standorte unklar

Was die Insolvenz nun für die Kunden und Mitarbeiter bedeutet.

03.10.2023, 16:07 Uhr
Beliebte Supermarktkette insolvent: Zukunft der Standorte unklar
Drazen Zigic/Shutterstock
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Im Ganzen ist von 62 Filialen und 5000 Jobs die Rede, die in höchster Gefahr schweben. Der Grund: Die Supermarktkette Real hat die Insolvenz „in Eigenverantwortung“ angemeldet. In dieser Form würde das Management erhalten bleiben und die Unternehmensgeschicke weiterleiten. Das Verfahren zur Zahlungsunfähigkeit des Lebensmittelriesen „Real GmbH“ begann kürzlich beim Amtsgericht in Düsseldorf. Firmensitz des Einzelhändlers ist allerdings Mönchengladbach. Durch die Eröffnung des Verfahrens sind die Löhne und Gehälter der mehr als 5000 Beschäftigten in insgesamt 62 Märkten vorläufig gesichert. Die Zukunft der Standorte ist jedoch noch völlig unklar.

Das Handelshaus hat so allerdings erst einmal die Gelegenheit, mit Mitbewerbern oder Kaufinteressenten über eine mögliche Übernahme zu verhandeln. Das Unternehmen ist bereits im Jahr 2020 von der Metro an den Finanzinvestor „SCP Group“ verkauft worden. Beliefert wird der Einzelhändler, der sich zwischenzeitlich in „mein Real“ umbenannte, von der REWE Group. Außerdem bieten die Märkte auch Produkte unter eigenen Labeln wie "TiP", "real Quality" und "real Bio" an. Ebenso gehörte Real zu den Gründungsmitgliedern des Kundenbindungsprogramms „Payback“. Der aktuelle Umsatz des Unternehmens kann sich allerdings sehen lassen. Er liegt bei rund einer Milliarde Euro.

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"Mein Real" meldet Insolvenz in Eigenverantwortung an

Seit 1992 war die Unternehmenskrise quasi ein Normalzustand des Unternehmens „mein Real“. Alle möglichen Skandale, wie zum Beispiel der sogenannte „Hackfleisch-Skandal“, bei dem Mitarbeiter dabei ertappt wurden, bereits abgelaufenes Fleisch neu zu verpacken, einseitige Übernahmen durch Edeka und Kaufland und der Vorwurf der möglichen Kartellbildung, belasteten das Unternehmen permanent. Laut Aussagen des aktuellen Managements um Karsten Pudzich, würden trotz umfassender operativer Verbesserungen die zuvor getroffenen Fehlentscheidungen nicht schnell genug korrigiert werden können. Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich jedenfalls über den Vorgang empört: „Die Beschäftigten müssen erneut die Zeche für das Missmanagement der Geschäftsführung zahlen“, so der Verdi-Landessekretär NRW, Heino Kaßler.

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Bei Schließungen während einer Insolvenz betragen die Kündigungsfristen maximal drei Monate. Bei Schließungen und dem Gang in die Arbeitslosigkeit sind Abfindungen auf maximal 2,5 Monatsgehälter begrenzt. Das Macht die Gewerkschaft schon allein deswegen wütend, weil die Eigentümerin, die SCP-Group, so auf dem Rücken der Beschäftigten sowie der Steuerzahler, die das Insolvenzgeld letztendlich aufbringen müssen, das Geschäft sehr günstig abwickeln können. Aktuell bleibt nur zu hoffen, dass sich ein Käufer oder Investor findet, der die „mein Real GmbH“ vernünftig leiten, und in eine wirklich tragfähige Zukunft überführen wird – alles ist besser, als die Türen permanent schließen zu müssen.

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