Am östlichen Rand des Kaspischen Meeres liegt ein Land, über das man hierzulande nur wenig liest. Viel prominenter sind da die angrenzenden Nachbarn: Iran, Afghanistan, Usbekistan und Kasachstan. Aber dazwischen liegt ein Land, das größtenteils aus Wüste und Gebirge besteht, was klimatisch und topografisch gleichermaßen vor Herausforderungen stellt. Die Rede ist von Turkmenistan.
Und ganz im Süden des Landes, am Fuße des Kopet-Dag-Gebirges und in der Nähe des iranischen Grenzgebiets, liegt die Hauptstadt Aschgabat. Schon auf den ersten Blick sieht man, dass es sich nicht um eine normale Metropole handelt. Doch wie kam die „Stadt der Toten“ zu ihrem Namen und warum sieht sie heute so außergewöhnlich aus?

Aschgabat ist riesig, dabei aber fast ausgestorben
Turkmenistan hat eine Fläche, die mit der von Spanien vergleichbar ist. Seinen Reichtum verdankt der zentralistische Staat vor allem Erdgas. Dort schlummern die viertgrößten Vorkommen des Planeten. Ein Teil dieses Geldes ist sichtbar auch in die Hauptstadt Aschgabat geflossen, in der ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung des dünn besiedelten Landes leben. Dennoch berichten viele Reisende, dass sich die Stadt komplett leer angefühlt habe, was auch daran liegt, dass sie für mehr als 14 Milliarden US-Dollar für weitaus mehr Menschen gebaut wurde – doch nicht deshalb trägt Aschgabat den Spitznamen „Stadt der Toten“.
Das liegt zum einen an der reinen Optik: Denn Aschgabat ist fast komplett aus weißem Marmor. Bei einem Erdbeben im Jahr 1948 kamen zum anderen mehr als 100.000 Menschen ums Leben. Dabei wurde die Stadt beinahe komplett zerstört, weshalb sie sich heute äußerlich auch so deutlich von anderen Städten der Region unterscheidet. Teilweise sieht man noch die Einflüsse der Sowjetunion, zu der Turkmenistan bis zur Unabhängigkeit 1991 gehörte. Allerdings gibt man sich seitdem große Mühe, architektonisch andere Wege einzuschlagen. Dabei hat sich augenscheinlich auch der Größenwahn turkmenischer Präsidenten Bahn gebrochen.

Turkmenistans Hauptstadt hat eine belebte Geschichte
Zwischen 1991 und seinem Tod im Jahr 2006 war Turkmenbashi Saparmyrat Nyýazow Präsident von Turkmenistan und dabei praktisch Alleinherrscher. Überall im Land und auch in der Hauptstadt Aschgabat finden sich zahlreiche Statuen des Präsidenten selbst, aber auch von seinen Eltern, besonders von seiner Mutter – nach ihr benannte er auch einen Monat im Kalender. Seinem Buch Ruhnama musste ein Viertel der Schulzeit gewidmet sein und es gibt in Aschgabat ein riesiges Denkmal, das den Einband zeigt.
Nyýazows Nachfolger, Präsident Gurbanguly Mälikgulyýewiç Berdimuhamedow, hatte dafür Marotten der ganz anderen Art. Unter anderem hatte er ein Faible für Weiß, weshalb er den Ausbau der Stadt mit weißem Marmor vorantrieb und unter anderem schwarze Autos in Aschgabat verbot. Nicht einmal Dreck ist an Autos erlaubt. Wer sein Fahrzeug nicht ausreichend wäscht, muss Strafe zahlen, auch wenn der Regeln seit dem Tod Berdimuhamedows im Jahr 2022 etwas gelockert wurden.

Aschgabat, die Hauptstadt der Skurrilitäten
Neben dem Rekord für die höchste Dichte an Gebäuden aus weißem Marmor hat Aschgabat noch weitere Skurrilitäten zu bieten. So gibt es unter anderem einen Brunnenkomplex, der die meisten Springbrunnen an einem öffentlichen Ort vereint. Zudem steht dort das größte Indoor-Riesenrad der Welt und der Flughafen hat von oben die Form eines Vogels.
Zeitweise stand dort mit 133 Metern auch der höchste Fahnenmast weltweit. Allerdings musste Aschgabat diesen Titel inzwischen an die saudi-arabische Hafenstadt Dschidda abgeben. Und ein makaberer Zufall: Direkt neben Aschgabat, das zwar als „Stadt der Toten“ bezeichnet wird, ironischerweise aber übersetzt so viel bedeutet wie „Wohnsitz der Liebe“, liegt das „Tor zur Hölle“. Dabei handelt es sich um einen 30 Meter tiefen und 70 Meter breiten Krater in der Wüste, in dem seit Jahrzehnten durch austretendes Methan ein Feuer brennt.