Bei Versand-Riese Amazon können Kunden aus nahezu jeder Sparte Produkte kaufen. Sogar Autos gibt es inzwischen bei dem Online-Händler. Jetzt ist allerdings eine beliebte Produktkategorie auf der Plattform deutlich eingeschränkt: Arzneimittel.
Konkret geht es dabei um rezeptfreie Medikamente über den normalen Amazon-Shop, nicht um die rezeptpflichtigen über Amazon Pharmacy (vor allem in den USA verfügbar). Das liegt nicht daran, dass der Versandhändler sie nicht mehr verkaufen will. Vielmehr ziehen die Apotheken ihre Produkte zurück. Woran liegt das?

Warum Arzneimittel bei Amazon ein Problem sind
Die Entscheidung steht in Zusammenhang mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 27. März 2025. Diesem Urteil zufolge ist der Verkauf von Arzneimitteln über Plattformen wie Amazon nämlich nur mit bestimmten Einschränkungen zulässig. So müssen Kunden ausdrücklich in die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung ihrer personenbezogenen Gesundheitsdaten einwilligen.
Die datenschutzrechtliche Verantwortung liegt aber gar nicht bei der Verkaufsplattform, in diesem Fall Amazon. Stattdessen sind die Apotheken verantwortlich, die die Medikamente über die Plattform anbieten. Deshalb hat etwa die Sanicare Gruppe via Pressemitteilung angekündigt, seine Produkte von Amazon zurückzuziehen. Für Apotheken kann es nämlich mitunter teuer werden; erste Abmahnungen wurden offenbar schon erteilt, zumal sich Konkurrenten bei etwaigen Verstößen untereinander abmahnen dürfen.
Das hat etwa Hermann Vogel, Apotheker aus München, bereits getan, wie etwa die „Pharmazeutische Zeitung“ berichtet. Vogel betont: „Der Kauf von Arzneimitteln ist nicht gleichzusetzen mit dem von Waschmittel.“ Eine Lösung des Problems soll eine entsprechende Einwilligung über Amazon sein. Problematisch findet Vogel das aber unter anderem deshalb, weil man nicht wisse, was Amazon mit diesen personenbezogenen Gesundheitsdaten mache. Auch Kundenbewertungen auf der Plattform sieht der Apotheker kritisch, da sie nicht mit entsprechender Expertise ausgesprochen werden.

Amazon hat offenbar Hinweis für Arzneimittel eingefügt
Und auch Marcus Diekmann, Chief Digital Officer und Mitgesellschafter der Sanicare Gruppe, warnt vor Konsequenzen: „Wenn Versandapotheken Amazon verlassen müssen, profitieren davon nicht die stationären Apotheken, sondern große Anbieter aus dem Ausland. Kunden, die online bestellen möchten, werden zu niederländischen Plattformen wechseln – mit allen bekannten Risiken und einem Verlust an Wertschöpfung in Deutschland.“
Stand jetzt kann man durchaus noch einige rezeptfreie Arzneimittel bei Amazon finden und bestellen. Allerdings findet sich bei der Bestellung ein entsprechender Hinweis, der auf die Datenschutzbestimmungen weiterleitet. Mit einem Kauf stimmt man diesen automatisch zu. Ob das das Problem langfristig behebt, bleibt abzuwarten.