Active Listening: Geleakte Dokumente zeigen, dass Smartphones tatsächlich mithören

Ein Leak soll belegen, was schon lange als Gerücht umgeht: Unsere Smartphones hören Gespräche mit und werten die Daten anschließend aus.
Active Listening: Geleakte Dokumente zeigen, dass Smartphones tatsächlich mithören
iStock / Kar-Tr
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Ob Smartphones heimlich mithören, ist seit Jahren Gegenstand von Debatten. Technisch nennt sich dieser Vorgang „Active Listening“ (auf Deutsch: „Aktives Zuhören“) und bei „404 Media“ geleakte Dokumente sollen die Praxis beweisen. Dabei geht es explizit nicht darum, dass Daten verwendet werden, die über das Online-Verhalten wie etwa über die Google-Suche gesammelt werden. Stattdessen geht es darum, dass Anwendungen auf das Mikrofon von Smartphones zugreifen, ohne dass die Nutzer davon wissen. Die auf diese Weise erhaltenen Daten werden anschließend etwa zum App Targeting genutzt.

Das legen auch die geleakten Dokumente nahe. Bei diesen handelt es sich um Material der Cox Media Group (CMG), die ihren Werbepartnern entsprechende Maßnahmen angeboten haben soll. Dazu gehört offenbar auch ein Tool, mit dem man aktiv auf private Smartphones und ihre Mikrofone zugreifen kann. Anschließend soll eine KI die Daten auswerten, um den Nutzern möglichst passende Werbung auszuspielen, wobei weitere Informationen zum digitalen Verhalten hinzugezogen werden sollen. Zu den Kunden der CMG gehörten namhafte Firmen wie Facebook, Google und Amazon.

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Dokumente sollen Active Listening belegen

Die entsprechenden Firmen haben sich inzwischen geäußert. Facebook-Mutterkonzern Meta hat Untersuchungen angekündigt, während Google die CMG aus seinem Partnerprogramm entfernte. Amazon erklärte dem Onlinemagazin „Techbook“ gegenüber: „Amazon Ads hat bei diesem Programm nie mit der CMG zusammengearbeitet und hat auch nicht die Absicht, dies zu tun.“

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Die CMG selbst erklärte öffentlich, dass man für Anzeigenschaltung niemals Zugang zu etwas gehabt habe, „das über aggregierte, anonymisierte und vollständig verschlüsselte Datensätze von Dritten“ hinausgehen würde. Der Erhebung und Verwendung der eingesetzten Daten hätten die Nutzer vorher zugestimmt. Die geleakten Dokumente würden hingegen zu einem veralteten Produkt gehören, das nicht mehr in Programm sei. Offenbar hat ein solches Produkt aber entsprechend existiert.

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Active Listening: Smartphones gestapelt auf einem Tisch
iStock / vadishzainer

Active Listening über Einstellungen einschränken

Laut „404 Media“ ist CMG bereits 2023 mit ähnlichem Vorgehen aufgefallen. Damals lautete die Begründung, dass Nutzer beim Download entsprechender Apps den AGB zustimmen würden. Und auch in Bezug auf den neueren Leak spricht das Unternehmen von legal erhobenen Daten, da Nutzer für viele Anwendungen der Verwendung des Mikrofons offiziell zustimmen. Das bedeutet laut Datenschutz-Grundverordnung aber nicht, dass persönliche Gespräche durch Active Listening abgehört und ausgewertet werden dürfen. Dafür bräuchte es die ausdrückliche Einwilligung der Nutzer nach entsprechender Aufklärung, die nicht in AGB-Klauseln versteckt werden dürfen.

Dennoch berichten immer wieder Nutzer, dass nach privaten Gesprächen plötzlich Werbung zu den entsprechenden Themen auf ihren Smartphones auftauchten. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, kann in den Smartphone-Einstellungen den Zugriff von Apps auf das Mikrofon aktiv einschränken. In iOS geht man dafür in den Bereich „Datenschutz & Sicherheit“ und anschließend auf „Mikrofon“. Android-Nutzer gehen in den Einstellungen auf „Sicherheit und Datenschutz“ und anschließend auf „Datenschutz“.