Namensverbot für Fleischersatz als „Wurst“ und „Burger“? EU-Abstimmung in der Kritik

Die EU stimmt über ein Namensverbot für Fleischersatz-Produkte ab. Diese dürften dann nicht mehr „Wurst“, „Burger“ oder „Steak“ heißen – daran gibt es erhebliche Kritik von mehreren Seiten.
Namensverbot für Fleischersatz als „Wurst“ und „Burger“? EU-Abstimmung in der Kritik
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Immer mehr Menschen verzichten in ihrem Alltag bewusst auf Fleisch. Längst gibt es deshalb auch zahlreiche Ersatz-Produkte, die ähnlich aussehen und schmecken, allerdings aus pflanzlichen Stoffen hergestellt werden, während auf der Packung weiterhin „Wurst“ oder Ähnliches steht. Das sorgt immer wieder für Diskussion, weshalb die Europäische Union im Parlament am morgigen Mittwoch darüber abstimmen wird, diese Praxis zu verbieten.

Auch Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich in der ARD bereits kritisch zur Benennung der Ersatz-Produkte. „Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan“, wird der Politiker zitiert. Und auch für Alois Rainer, den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft ist klar: „Für mich persönlich ist ein Schnitzel aus Pute, Kalb oder Schwein.“ Einige andere bekannte Namen der Politik signalisierten ebenfalls Zustimmung für ein Namensverbot.

Der Vorwurf, der letztlich zur Abstimmung führt: Verbraucherinnen und Verbraucher könnten ob der Namensgebung von Fleischersatz-Produkten verwirrt sein, was etwa dazu führen könnte, „falsche“ Nährstoffe zu sich zu nehmen. Man müsse „Transparenz und Informationen über die im Handel erhältlichen Lebensmittel“ schaffen, damit Menschen selbstbestimmt über ihren Konsum entscheiden könnten, heißt es etwa mit Verweis auf den Koalitionsvertrag. Zudem soll das Vorhaben die Landwirtinnen und -wirte schützen. Es gibt aber auch deutliche Kritik an dem möglichen Verbot.

Veganer Burger mit Fleischersatz-Produkt und kennzeichnendem Schild
iStock / ArtMarie

Wie hoch ist das Verwechslungsrisiko bei Fleischersatz-Produkten wirklich?

Dieser kommt ausgerechnet vom Verbraucherschutz, um den es ja primär bei dem Namensverbot gehen soll. Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann sieht darin in erster Linie einen Vorstoß des Fleisch-Lobbyismus. Kundinnen und Kunden seien im Supermarkt nicht verwirrt und niemand würde etwa statt Rinderwürsten versehentlich Tofuwürste kaufen, zumal die meisten Hersteller ihre Produkte klar mit dem Zusatz „vegetarisch“ oder sogar „vegan“ kennzeichnen würden, wie etwa die „Tagesschau“ berichtete.

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Stephanie Wetzel vom Verbraucherzentrale Bundesverband merkte zudem an, dass die Benennung wichtig für die Erwartungshaltung sei. Wer ein „veganes Seitan-Schnitzel“ kaufen würde, wisse in der Regel, dass es sich nicht um echtes Fleisch handelt. Dafür entstehe eine klare Vorstellung davon, was optisch und geschmacklich zu erwarten sei. Eine Umfrage der europäischen Verbraucherorganisation BEUC zeigt zudem: „Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ist über diese Begriffe nicht verwirrt.“

Gänzlich abwegig findet aber auch die BEUC das Vorhaben nicht. Doch statt eines Namensverbots fordert sie eher eine Verpflichtung zur klaren Kennzeichnung, damit nicht nur die meisten Hersteller auf freiwilliger Basis, sondern eben alle Hersteller verpflichtend entsprechende Zusätze gut sichtbar auf ihre Verpackungen drucken. Ähnlich wird es bei den zahlreichen Milchalternativen bereits seit Jahren gehandhabt. Die Abstimmung des EU-Parlaments ist im Übrigen nicht bindend. Für ein tatsächliches Namensverbot müssten im Anschluss noch alle 27 Mitgliedsstaaten verhandeln.

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