Die irische Airline Ryanair hat angekündigt, weitere Flüge in Deutschland zu streichen. Insgesamt 24 Strecken und 800.000 Sitzplätze sollen davon betroffen sein. Der Schritt steht offenbar in Zusammenhang mit einem anhaltenden Streit um die hohen Auflagen hierzulande, denen der Luftverkehr unterliegt. Auslöser dafür war ein Vorfall Anfang des Jahres; der Streit schwelt aber schon länger. Im Januar 2025 landete ein Ryanair-Flugzeug um zwei Minuten nach Mitternacht am Berliner Flughafen BER. Das Problem: Ab Mitternacht darf dort eigentlich aufgrund des Nachtflugverbots nichts mehr fliegen.
Gegen den Piloten der Fluggesellschaft läuft deswegen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Die Airline findet das ungerecht und fordert für solche Fälle, in denen es um wenige Minuten gehe, Sondergenehmigungen. Ansonsten müsse bei jeder drohenden Überschreitung des Nachtflugverbots die Maschinen umgeleitet werden. Allein in diesem Jahr sei das bei etwa 30 Flügen bereits der Fall gewesen. Der Vorfall ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Das Ergebnis ist nun ein weiter eingeschränktes Angebot für Flugreisende, nachdem die Airline bereits im Frühjahr Verbindungen gestrichen hatte.
Ryanair kritisiert hohe Flughafengebühren und Luftverkehrssteuer
Bei den aktuellen Streichungen von Ryanair geht es um den bevorstehenden Winterflugplan der Airline. Insgesamt sind rund zehn Prozent der Sitzplätze betroffen, die die Fluggesellschaft hierzulande anbietet. An insgesamt neun deutschen Flughäfen kommt es deshalb zu einem geringeren Angebot: Baden-Baden, Berlin-Brandenburg, Bremen, Frankfurt-Hahn, Hamburg, Köln/Bonn, Memmingen, Niederrhein uns Nürnberg. Die Flughäfen in Dresden, Dortmund und Leipzig wird Ryanair zudem weiterhin nicht anfliegen. Die Entscheidung ist Ryanair zufolge eine „direkte Folge des anhaltenden Unvermögens der Bundesregierung, die hohen Zugangskosten in Deutschland zu senken“.
Konkret geht es dabei offenbar um die hohe Luftverkehrssteuer. Diese wollte die CDU ursprünglich senken; das Vorhaben fiel dann allerdings den Verhandlungen für den Haushalt 2026 zum Opfer. Aber auch die Gebühren an den Flughäfen sowie im Bereich Sicherheit seien gestiegen. Das habe „die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Vergleich zu anderen EU-Ländern erheblich geschwächt“, heißt es in einer Mitteilung der Airline. Und Dara Brady, Chief Marketing Officer bei Ryanair, sieht es als Symptom für eine generelle Wirtschaftsunfreundlichkeit: „Das ist wie viele Themen in Deutschland: Niemand will sie angehen.“ Mit Blick auf den Flugplan im Sommer 2026 könnte es zu weiteren Streichungen kommen.
Neben Ryanair haben auch andere Anbieter – vorrangig aus dem Billig-Sektor – wie Easyjet und Wizz Air ihre Flüge reduziert. Deutschland hatte die Luftverkehrssteuer damals zusammen mit einigen anderen EU-Ländern eingeführt. Allerdings haben Länder wie Schweden sie inzwischen wieder abgeschafft und sind jetzt die Hauptalternativen Flugziele für die genannten Airlines.