Précontinent: Das Unterwasserdorf, in dem tatsächlich Menschen gelebt haben

Ein exzentrischer Forscher hat ein mit Précontinent ein ambitioniertes Projekt verwirklicht: ein Unterwasserdorf, in dem er zusammen mit seiner Frau und einigen Ozeanologen tatsächlich lebte. Doch wie ist das möglich?
Précontinent: Das Unterwasserdorf, in dem tatsächlich Menschen gelebt haben
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Mit dem einzigartigen Unterwasserdorf Précontinent (im Englischen „Conshelf“) wollte der Forscher Jacques-Yves Cousteau beweisen, wie weit man vermeintliche Grenzen verschieben kann. Heute gilt der 1997 verstorbene Franzose als Pionier der Meeresforschung. Teile seines ehrgeizigen Projektes, in dem Cousteau zusammen mit Frau und einigen Ozeanologen zeitweise sogar lebte, sind bis heute zu sehen.

Précontinent I wurde 1962 etwa 35 Kilometer von der sudanesischen Küste entfernt errichtet, direkt auf dem Grund des Roten Meeres. Darüber hinaus existierten noch zwei weitere Habitate – übrig geblieben ist nur Précontinent II, dessen Spuren auch heute noch sichtbar sind. Während das erste Projekt vor allem aus einem Stahlzylinder bestand, dessen Bewohnerinnen und Bewohner sogar über eine Bibliothek und Radio verfügten, sah das bei den heute noch erhaltenen Überresten des zweiten Projekts anders aus.

Die Siedlung bestand offenbar aus mehreren zusammenhängenden Gebäuden. Zentral war dabei eine Konstruktion, die wie eine geschlossene Kapsel aussieht. Im Gebäude befanden sich mehrere Schlafgelegenheiten und Wohnräume. Auch sanitäre Einrichtungen und ein Raum zur Tauchvorbereitung waren dort zu finden. Abgehend von diesem als Seeigel bezeichneten Zentrum befand sich unter anderem noch eine U-Boot-Garage.

Précontinent II: Gebäude des Unterwasserdorfs
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Das Projekt „Précontinent“ diente vor allem zu Forschungszwecken

Ziel des Projektes war es, zu beweisen, dass Menschen gut unter Wasser leben können, wobei zunächst ein mehrtägiger Test angesetzt wurde, der schließlich auf mehrere Wochen ausgeweitet werden konnte. Funktionieren konnte das ganze über ein Gemisch aus Helium und Luft. Die Versorgung des Unterwasserdorfs wurde durch Schiffe an der Oberfläche und wasserdichte Container sichergestellt. Elektronische Geräte wurde über eine nahegelegene Ladestation betrieben.

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Die Précontinent-Bewohnerinnen und Bewohner, die sich selbst „Aquanauten“ nannten, und ihr gesundheitlicher Zustand wurden dabei von einem großen Team permanent von Land aus überwacht. Neben dem Überlebensbeweis wollte man zudem mehrere Unterwasserwerkzeuge testen, was den Alltag von Cousteau und seinem Team bestimmte. Darüber hinaus sammelten sie Fische und Meerestiere für eine spätere Ausstellung.

Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser ersten Mission wurde noch ein weiteres Unterwasserdorf in der Nähe von Nizza errichtet. Maßgeblicher Investor war allerdings die nationale Petroleumbehörde Frankreichs, die in diesem Fall forderte, dass es vor allem um die Erschließung neuer Erdöl-Förderungsmöglichkeiten gehen solle. Daraufhin stieg der überzeugte Umweltschützer Cousteau aus dem Précontinent-Projekt aus. Zeitweise konnte man die Überreste der Siedlung im Rahmen von Tauchführungen besuchen. Allerdings ist das aktuell auch aufgrund der angespannten politischen Lage nicht möglich ind sogar gefährlich.

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