Automaten statt Postfilialen: Hunderte Standorte sollen umgestellt werden

Postautomaten ersetzen an vielen Standorten zusehends die Filialen. Und bald sollen es noch viel mehr werden. Kunden müssen sich entsprechend umstellen.
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Die Deutsche Post will ihr Filialengeschäft weiter abbauen und setzt dafür zusehends auf Automaten. Bundesweit hat die zuständige Bundesnetzagentur bereits 70 solcher Automaten als Filialen genehmigt, wie Medien übereinstimmend berichten. Und es sollen noch deutlich mehr werden. Hintergrund ist die zunehmend schwierige Abdeckung, vor allem in ländlichen Regionen.

Dort gibt es bereits vielerorts keine eigene Postfiliale mehr. Stattdessen können Kundinnen und Kunden bei Bedarf ihre Pakete und Briefe in Supermärkten und anderen kleinen Geschäften abgeben und abholen. Da auch diese immer häufiger schließen, setzt die Post zunehmend auf die Automaten, die offiziell als Filiale gelten können – wenn es die Bundesnetzagentur erlaubt. Für Kundinnen und Kunden bedeutet das mitunter eine große Umstellung.

Die entsprechende Regelung, dass eine Filiale nicht mehr zwangsläufig mit Menschen betrieben werden muss, gilt erst seit Anfang des Jahres. Seitdem ist aber zu beobachten, dass immer mehr entsprechender Anträge bei der Agentur eingehen. Ende September waren es bereits 629, von denen 72 genehmigt und vier zurückgezogen wurden. Die anderen werden dahingehend überprüft, ob die Automaten die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Denn: Die Post ist verpflichtet, ein flächendeckendes Filialnetz in Deutschland sicherzustellen.

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Es könnte bald Hunderte neuer Postautomaten geben

Das bedeutet, dass in allen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine Filiale zur Verfügung stehen muss. Darüber hinaus darf die nächste Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer entfernt sein. Bereits jetzt hat die Post allerdings Probleme, das einzuhalten. So wurde Ende September über etwa 160 unbesetzte Pflichtstandorte berichtet. Die Automaten könnten also einen wichtigen Lösungsansatz bieten und vielerorts auch die sogenannten Interimsfilialen ablösen, die oft nur wenige Stunden am Tag geöffnet haben, was vor allem für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Vollzeit ein Problem darstellt.

Die Automaten bieten alle regulären Funktionen eines Postschalters. Man kann seine Pakete abgeben und abholen, Briefmarken kaufen und auch Briefe einwerfen. Wer Hilfe benötigt, bekommt diese per Videoberatung. Für einige Kundinnen und Kunden ersetzt das den persönlichen Kontakt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber nur bedingt. Zudem kann man an den meisten Automaten nicht mit Bargeld bezahlen, was einige Kundengruppen vor Herausforderungen stellt. Kleinere Läden, für die der zusätzliche Betrieb als Postfiliale finanziell wichtig war, könnten durch die Maßnahmen außerdem zusätzlich bedroht sein. Kritik gibt es darüber hinaus auch vom Sozialverband VdK. Postautomaten seien „für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen“ nur schwierig nutzbar.

Der große Vorteil der Automaten ist allerdings, dass sie rund um die Uhr geöffnet haben. Das gilt zwar nicht für die Videoberatung. Die grundlegenden Funktionen einer Post stehen somit aber zu jeder Zeit zur Verfügung und sind nicht abhängig von den Öffnungszeiten einer Filiale. Generell sollen die Automaten vor allem eine Ergänzung zum bestehenden Filialbetrieb sein und diesen nicht komplett ersetzen.