China ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Handelsgroßmächte der Welt aufgestiegen. Auch hierzulande findet man immer mehr Produkte, Läden und Technologien aus dem asiatischen Land – das gefällt jedoch nicht allen. Zum einen gelten in China beispielsweise bei Elektronik andere Sicherheitsstandards, was den Produkten bereits den Ruf eingebracht, zwar besonders günstig, aber mitunter gefährlich zu sein. Zum anderen sehen viele wiederum deutsche Anbieterinnen und Anbieter in verschiedenen Bereichen dadurch bedroht. Dennoch nehmen sich auch hierzulande einige das chinesische Modell zum Vorbild.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Café-Kette LAP Coffee. Das steht für Life Among People und die Kette ist in vielen Städten bereits sehr erfolgreich und das, obwohl es sie erst seit 2023 gibt. Zwar steht dahinter kein chinesisches Unternehmen, das Konzept haben sich die beiden Gründer allerdings vom chinesischen Markt abgeschaut. Zu diesem Konzept gehören enorm günstige Preise, auf Effizienz getrimmte Prozesse und eine hohe Online-Präsenz.
Die Namen hinter dem Unternehmen LAP Coffee sind nicht unbekannt: Ralph Hage und Tonalli Arreola. Hage war früher bei Delivery Hero und Gründer des inzwischen insolventen Lieferdiensts Yababa. Arreola hingegen arbeitete bei Lime und Flink. Die beiden haben wiederum große Geldgeber aus dem Ausland im Rücken, mit denen sie langsam aber sicher auf die 20 Filialen in Deutschland zusteuern. Die meisten davon haben bereits in Berlin eröffnet, aber auch in München und Hamburg sieht man die blauen Markisen. Doch weshalb wird das Start-up so kritisiert?

LAP Coffee zieht aus mehreren Bereichen Kritik auf sich
Schaut man auf die Website von LAP Coffee, dann steht dort prominent: „Wir schaffen kleine Räume, in denen jeder das Leben unter Menschen genießen kann. Die Dinge, die dem Leben Farbe verleihen und unsere Neugier und Kreativität anregen.“ Klingt gemütlich, die Realität sieht allerdings anders aus. Die Läden sind eher klein und unpersönlich. Es gibt kaum Sitzplätze und die extrem günstigen Preise – 2,50 Euro für einen Cappuccino in der Innenstadt findet man sonst nur schwer – sind vor allem dank vieler automatisierter Prozesse möglich. Dazu gehören etwa vollautomatisierte Siebträgermaschinen, die zum einen schneller sind und zum anderen kein ausgebildetes Personal benötigen, das man im Zweifel besser bezahlen müsste. Man kann seinen Kaffee-to-Go bei LAP Coffee auch vorab online bestellen und muss ihn dann nur noch abholen.
Auf der Haben-Seite stehen also wie bereits erwähnt vor allem günstige Preise. Zahlreiche Kritikerinnen und Kritiker monieren jedoch das wenig nachhaltige Konzept, die so verschwindende Kaffeekultur und das Verdrängen vieler kleiner Cafés, die mit den Preisen der Kette schlicht nicht mithalten können. Zudem gab etwa Café-Betreiber Philipp Reichel im rbb zu bedenken, dass LAP Coffee mit seinem Konzept falsche Signale setzen würde: „Wir versuchen seit Jahren zu zeigen, wie wertvoll Kaffee ist und warum er seinen Preis hat.“
Ralph Hage hebt in einem Gespräch mit „BuzzFeed News Deutschland“ hingegen den smarten Workflow hervor. Das Konzept der kleinen Läden soll zudem den Fokus erhöhen. Darüber hinaus setze man auf eine saisonale Karte und lokales Gebäck. In Kombination mit der starken Präsenz in den sozialen Netzwerken vermuten viele das Vorbild in China, wo ähnliche Ketten bereits sehr erfolgreich sind. Und während viele Nutzerinnen und Nutzer die Expansion mit „Seelenlose Kette“ oder „verbreiten sich wie eine Epidemie“ kommentieren, ist der Erfolg von LAP Coffee nicht von der Hand zu weisen.