Italiens Supervulkan: Forscher machen alarmierende Entdeckung

Eine Gruppe Wissenschaftler warnt vor einer beunruhigenden Entdeckung am Supervulkan der Phlegräischen Felder. In der Nähe leben mehr als 3 Millionen Menschen.
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Seit gut zwei Jahren hält das aufgrund seiner Größe als Supervulkan bezeichnete Vulkanfeld der Phlegräischen Felder die umliegende Region in Süditalien in Atem. In der jüngeren Vergangenheit kam es dort vermehrt zu Erdbeben, was langfristig die Möglichkeit des Magmaaufstiegs erhöht. Allein in der Nacht auf Montag am 3. November bebte die sogenannte Caldera (der Vulkankrater) pausenlos über einen längeren Zeitraum hinweg. Innerhalb von 24 Stunden wurden dabei insgesamt 49 Erdstöße mit Magnituden bis zu 2,1 gemessen.

Diese Beben und ein sich generell hebender Untergrund sind Anzeichen für Veränderungen in den tiefliegenden Magmakammern des Vulkans. Jetzt zeigt eine neue Studie der Universität Roma Tre in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) zudem, dass das Gestein, das die magmatischen Flüssigkeiten in der Tiefe hält, immer brüchiger wird.

Der Studie zufolge konzentrieren sich die Bebenaktivität der Phlegräischen Felder auf einen bestimmten Bereich der Erdkruste. Das sei wiederum ein Hinweis auf eine tieferliegende Verwerfung. Weitere Hinweise darauf seien auch verstärkte Gasaustritte und steigende Temperaturen vor Ort; teilweise werfen die Asphaltstraßen Blasen aufgrund der Hitze.

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Phlegräische Felder: Supervulkan in Italien erwacht zusehends

Bereits seit 2023 sei ein Anstieg der Aktivitäten zu verzeichnen, insbesondere im Bereich der Caldera zwischen der Hafenstadt Pozzuoli und Bagnoli, einem südwestlichen Stadtteil von Neapel. Das zeige sich unter anderem an den immer stärker werdenden Beben in der Region, die teilweise eine Magnitude von über 4 erreichen würden. In der Studie heißt es dazu: „Dies wird als Entstehung einer potenziellen vulkanotektonischen Verwerfung (PIF) oder als Aktivierung einer bereits bestehenden vulkanotektonischen Verwerfung diskutiert“.

Die Schlussfolgerung: „Wir beobachten hier die Geburt oder Reaktivierung einer Verwerfung in Echtzeit.“ In diesem Stadium könnten sich Risse im Gestein potenziell schnell ausweiten und im Ernstfall aufsteigendem Magma sowie magmatischen Fluiden einen Weg nach oben ermöglichen. Die Folgen sind für die Bevölkerung vor Ort bereits jetzt spürbar.

So steigt etwa der Boden in Pozzuoli um etwa zwei Zentimeter im Monat an, während gleichzeitig der Meeresspiegel sinkt. Das hat Auswirkungen auf die Fischerei und den Schiffsverkehr. Im dicht besiedelten Gebiet von Agnano tritt zudem immer wieder Schwefelgeruch durch ausströmende Gase auf. Das ist nicht nur unangenehm, sondern aufgrund der erhöhten CO2-Werte auch eine Gesundheitsgefahr. Zudem sieht man sich in der gesamten Region mit der ständigen Angst vor einer Evakuierung konfrontiert, falls der Supervulkan tatsächlich ausbrechen sollte.