Nur 35 Flüge in einer Urlaubssaison: Von diesem deutschen Flughafen startet kaum ein Flugzeug

In Deutschland gibt es einen Flughafen, der auf Tausende Fluggäste ausgelegt ist. Dennoch starten kaum Maschinen von dort. Woran liegt das?
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Mit Flughäfen ist das so eine Sache. Sie sind wichtige Umschlagplätze für Reisende und auch für den Luftfrachtverkehr. Es verschlingt aber auch große Summen, sie zu betreiben. Umso kurioser scheint der Fall des Regionalflughafens Kassel-Calden, auch einfach Kassel Airport genannt. Die Stadt im nördlichen Hessen hat knapp 200.000 Einwohner und ist die drittgrößte des Bundeslandes – es gibt schlechtere Voraussetzungen für einen Flughafen. Zumal dieser auch bestens an die restliche Infrastruktur angeschlossen ist und als Einzugsgebiet theoretisch neben Nordhessen selbst auch Teile Süd-Niedersachsens, das östliche Nordrhein-Westfalen sowie West-Thüringen umfasst

Allerdings schöpft der Kasseler Flughafen seine Kapazitäten bei Weitem nicht aus. Wie aus einem Bericht der „Bild“ hervorgeht, ist die Einrichtung eigentlich darauf ausgelegt, jährlich gut 700.000 Passagierinnen und Passagiere zu befördern. 2024 waren es allerdings nur circa 83.000, was einer Auslastung von nur knapp 12 Prozent entspricht. In dieser Urlaubssaison starteten insgesamt nur 25 Maschinen über den kompletten Zeitraum von sechs Wochen. Das liegt in erster Linie daran, dass diverse Airlines die Einrichtung meiden. Aber warum?

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Kassel Airport – der Flughafen verschlingt Millionen Euro

Im Detail lässt sich das nicht genau beantworten, allerdings steht fest, dass der Kasseler Flughafen kein Einzelfall ist. Ein Grund dürfte die starke Konkurrenz durch den Flughafen in Frankfurt am Main sein. Zum Vergleich: Dort heben etwa 590 Flugzeuge ab – pro Tag. Weitere Flughäfen in Reichweite sind zudem Dortmund und Paderborn, sogar Berlin ist noch einigermaßen gut zu erreichen. Dass man sich dennoch dafür entschied, etwa 270 Millionen Euro in den Ausbau zu stecken, hat mehrere Gründe. Zum einen hatte man bereits einen Verkehrslandeplatz vor Ort, der seit den 70er-Jahren betrieben wurde. Durch die Errichtung eines Flugplatzes sollten Arbeitsplätze in der Region gesichert werden; das war auch bei vielen vergleichbaren Einrichtungen ein Grund. Zum anderen erhoffte man sich wohl durchaus einen Boost für die Region.

Bei einigen dieser abgelegenen Regionalflughäfen ging das Konzept zumindest teilweise etwa als Umschlagplatz für den Online-Handel auf, in Kassel allerdings nicht. Seit der Eröffnung im Jahr 2013 hat der Flughafen rund 60 Millionen Euro Verlust gemacht, etwa fünf Millionen pro Jahr. Eigentlich sollte das Unternehmen bis 2020 kostendeckend arbeiten. Dass sich die Landesregierung die Einrichtung dennoch leistet, hat einmal mehr mit den Arbeitsplätzen zu tun. Dort sollen etwa 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sein. Dazu kommen fast 1300 weitere Jobs bei Unternehmen rund um den Kassel Airport, was wiederum Steuereinnahmen bedeutet und auch die generelle Infrastruktur stärken soll. Fun fact: Vor Ort wurde auch die deutsche Comedy-Serie „Check Check“ von und mit Klaas Heufer-Umlauf gedreht, in der es um einen recht erfolglosen Flughafen geht.