Erstes Land schafft Briefpost ab: Weitere könnten bald folgen

Wegen schwindender Relevanz schafft Dänemark als erstes Land der Welt Briefpost komplett ab. Über mögliche Folgen wird breit diskutiert und ob sich weitere Länder bald anschließen könnten.
Erstes Land schafft Briefpost ab: Weitere könnten bald folgen
iStock / MTStock Studio
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Als erstes Land der Welt schafft Dänemark die Zustellung und Abholung von Briefen komplett ab und das zum Start des neuen Jahres. Das gab der staatliche Postdienst PostNord offizielle bekannt. Grund für die einschneidende Änderung ist das deutlich gesunkene Volumen in diesem Bereich. So sei Briefpost in den vergangenen 25 Jahren um bis zu 90 Prozent in Dänemark zurückgegangen, heißt es von offizieller Seite.

Grund dafür war allerdings nicht nur sinkendes Interesse der Bevölkerung. Dänemark hatte 2024 bereits eine neue Regelung eingeführt. Diese hatte Postunternehmen bereits von ihrer allgemeinen Dienstpflicht befreit, erschwingliche Preise anzubieten. Gleichzeitig wurde die Befreiung von der Mehrwertsteuer aufgehoben. Das hatte zur Folge, dass die Kosten für Briefpost im Land deutlich angestiegen sind. Dänemark ist nicht das einzige Land, indem das Volumen seit Jahren zurückgeht. Könnten dementsprechend bald weitere den Maßnahmen folgen?

Roter Briefkasten in Kopenhagen
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Briefpost seit Jahren unter Druck, Postdienste machen teils hohe Verluste

Statt auf Briefe will das EU-Land künftig noch mehr auf Paketsendungen setzen, denn der Online-Handel boomt. Von dem Strategiewechsel erhofft sich PostNord eine bessere Aufstellung für die Zukunft. Als Konsequenz werden überall in Dänemark bereits jetzt die Briefkästen entfernt. Die ikonischen roten Aufhängungen prägen für viele das Stadtbild. Die Veränderung wird also sichtbar sein. Wer in Dänemark ab 2026 weiterhin einen Brief versenden möchte, muss dafür auf einen privaten Anbieter setzen. Über die staatliche Post wird das nicht mehr möglich sein. Dort kostete ein Standardbrief zuletzt 4,50 Euro.

Auch in Deutschland sinkt die Anzahl verschickter Briefe seit Jahren konstant; die Menschen stellen zunehmend auf Online-Kommunikation um. Ein großer Teil des Volumens hierzulande ist auf Unternehmen und Behörden zurückzuführen. Alexander Edenhofer, Sprecher der deutschen DHL-Group, ist sich allerdings sicher, dass das Geschäft in Deutschland nicht so schnell verschwinden wird. Für eine Abschaffung müsste sich zudem die Gesetzslage ändern; dafür fände sich aktuell keine Mehrheit.

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Allerdings betont auch Edenhofer gegenüber „Bild“, dass staatliche Postdienste überall auf der Welt unter Druck stünden. In Griechenland kam es deshalb erst vor Kurzem zu massenhaften Filialschließungen, in Kanada wird wegen schlechter Arbeitsbedingungen gestreikt. Deshalb ist es durchaus erwartbar, dass andere Länder dem Beispiel Dänemarks bald folgen könnten. Vor allem Länder mit einer hohen Digitalisierungsrate stehen dabei im Fokus.