Bette Nesmith Graham: Die Sekretärin, die mit ihren Tippfehlern Millionen verdiente

In den 1950er-Jahren entwickelte die Alleinerziehende Bette Nesmith Graham ein Produkt, das zunächst nur für den Eigenbedarf gedacht war. Am Ende wurde ein Millionengeschäft daraus – und sie revolutionierte damit auch die Büroarbeit.
Bette Nesmith Graham: Die Sekretärin, die mit ihren Tippfehlern Millionen verdiente
Shutterstock / Ballz3389, University of North Texas Special Collections
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Die Texanerin Bette Nesmith Graham, geborene Bette Clair McMurray im Jahr 1924, gilt als Revolutionärin der Büroarbeit. Als geschiedene Alleinerziehende arbeitete ab dem Jahr 1951 als Chefsekretärin für den Vorstandsvorsitzenden der Texas Bank and Trust in Dallas, eine Arbeit, die vor allem regelmäßiges Tippen an der Schreibmaschine erforderte. Die damals neu eingeführten elektronischen Schreibmaschinen verursachten allerdings eine Menge Ärger.

Das lag vor allem daran, dass sie im Vergleich zu ihren maschinellen Vorgängerinnen einen deutlich leichteren Anschlag hatten. Tippfehler waren zu dieser Zeit keine Seltenheit und das bedeutete für Sekretärinnen wie Bette Nesmith Graham, dass sie bei nur einem Tippfehler die ganze Seite neu schreiben mussten. Eine enorme Verschwendung von Zeit und Ressourcen, die aber den Grundstein für eine Geschäftsidee legte.

Zunächst für den eigenen Bedarf gedacht, begann die Hobbymalerin Bette Nesmith Graham, mit verschiedenen Mixturen zu experimentieren. Die Idee war, die Tippfehler – entgegen der vorherrschenden Regelung – verschwinden zu lassen, indem sie sie überdeckte. Dafür mischte die Sekretärin Tempera-Farbe mit Wasser an; ein erster Prototyp ihrer späteren Korrekturflüssigkeit. Zunächst versuchte sie allerdings, ihr Produkt geheim zu halten und nutzte es lediglich zu eigenen Zwecken.

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Ein Liquid Paper Stift überdeckt einen Tippfehler; Erfindung von bette Nesmith Graham
Shutterstock / Hsyn20

Bette Nesmith Graham hatte den Ruf einer geschickten Geschäftsfrau

Als sie schließlich begann, es auch an Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben, entwarf sie schließlich erstmals ein richtiges Etikett und benannte die Flüssigkeit „Mistake Out“, auf Deutsch „Fehlerkorrektur“. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte Bette Nesmith Graham das Produkt stetig weiter und stellte mithilfe ihres Sohnes Michael eine kleine Produktionskette in ihrer Garage auf die Beine. 1956 gründete sie dann die „Mistake Out Company“ und bemühte sich um einen Vertreib im größeren Stil.

Nach einer Vorstellung in der Zeitschrift „The Office“ stieg die Nachfrage sprunghaft von etwa 100 auf 500 Flaschen im Monat an. 1958 wurde Bette Nesmith Graham von der Texas Bank and Trust entlassen, nachdem sie Unternehmenskorrespondenz versehentlich mit „The Mistake Out Company“ unterzeichnet hatte. Zu diesem Zeitpunkt war sie auf den Job allerdings schon nicht mehr angewiesen. Aus dem kleinen Garagengeschäft war längst ein florierendes Unternehmen geworden, an dem später auch ihr zweiter Ehemann beteiligt war und das in „Liquid Paper Company“ umbenannt wurde.

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Bald expandierte das Unternehmen und wurde zu einem Millionengeschäft mit Niederlassungen in mehreren Ländern und Kontinenten. Im Jahr 1975 produzierte die Firma etwa 25 Millionen Flaschen pro Jahr und dominierte damit den weltweiten Markt. 1979 verkaufte Bette Nesmith Graham ihr Geschäft für mindestens 47,5 Millionen US-Dollar an Gillette; ein Jahr später verstarb sie jedoch im Alter von 56 Jahren.