Beim Online-Dating kommt dem eigenen Profil auf den diversen Apps und Plattformen eine nicht unwichtige Bedeutung zu. Dabei geht es nicht nur darum, sich selbst in einem guten Licht dastehen zu lassen. Viele geben auch an, welche Vorstellungen sie von einem potenziellen Date haben und wie sie sich ihre zukünftige Partnerin oder Partner vorstellen. Immer öfter liest man dabei aktuell, dass vor allem Männer sich eine Partnerin wünschen, die „slightly autistic“ sind, also „leicht autistisch“. Doch was ist damit eigentlich gemeint?
Diese Frage stellte auch eine Reddit-Nutzerin, die offenbar nach längerer Abwesenheit wieder die Dating-App Hinge benutzt hatte. „Ich sehe so viele Männer, die in ihrem Profil angeben, dass sie auf Frauen stehen, die 'slighty autistic' oder 'ein bisschen autistisch' sind oder 'ein bisschen Tism haben' – was soll das denn?“, fragt sie in die Runde. Sexualpädagogin Milly Evans vermutet dahinter überzogene, stereotype Vorstellungen.

Dating-Trend „Slightly autistic“ legt ein wichtiges Problem offen
Evans zufolge sei der Wunsch sogenannter allistischer – also nicht autistischer – Menschen nach einer Partnerschaft mit einer autistischen Person, entweder Ausdruck davon, dass sie „nicht wissen, was Autismus ist, oder jemanden anziehen wollen, den sie als verletzlicher empfinden.“ Als Ursprung dessen führt sie einen Trend innerhalb der neurodiversen Community an. Unter dem Begriff „Tism Riss“ schildern dabei Mitglieder, wie manche Charakterzüge ihre Partnerinnen und Partner anziehen. Dazu gehört etwa die Konzentration auf sehr spezifische Interessen, eine gewisse Unbeholfenheit in sozialen Interaktionen, das Festhalten an bestimmten Routinen oder auch kleine Verhaltens-Ticks.
Das hat vor allem das Bild der ruhigen, etwas streberhaften Frau mit liebenswerten Obsessionen geprägt. Aus einem Insider-Witz der Community ist so im Laufe der Zeit ein übergeordnetes Stereotyp, aber auch ein Social-Media-Witz geworden, der sich laut Evans in dem aktuellen „Slightly autistic“-Dating-Trend zeigen würde. Das berge zum einen die Gefahr, tatsächlichen Autismus zu verharmlosen. Zum anderen drücke es durch den Zusatz „slightly“ eine Ablehnung gegenüber der Entwicklungsstörung und eine unrealistische Erwartungshaltung aus. Man wolle nur die positiven, liebenswerten Eigenschaften, nicht aber die negativ konnotierten Auswirkungen.