Das regelmäßige Trinken von Alkohol ist in vielen Ländern weit verbreitet und mitunter Teil der Kultur. Das Bundesministerium für Gesundheit beschreibt, dass allein in Deutschland im Jahr 2024 8,6 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung riskante Alkoholmengen konsumiert hätten. Im selben Jahr erfüllten zudem 2,2 Millionen Personen die klinischen Kriterien für eine Abhängigkeit. Dabei verweist das Ministerium auch darauf, dass man keine Alkoholikerin oder Alkoholiker sein muss, um seiner Gesundheit zu schaden.
So zeigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass „jede Form des Alkoholkonsums, selbst in geringen Mengen, langfristig schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.“ Neben dem Problem, dass es gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert ist, Alkohol zu trinken, ist ein weiteres, dass Alkoholismus allzu oft übersehen wird, weil die, die es betrifft, sogenannte hochfunktionale Alkoholikerinnen und Alkoholiker sind. Das bedeutet, dass die Person trotz ihrer Abhängigkeit in der Lage ist, ihren sozialen und auch den beruflichen Aufgaben nachzukommen, was dann nicht mehr dem gesellschaftlich verbreiteten Krankheitsbild entspricht. Doch wie soll man die Betroffenen dann erkennen – oder auch bemerken, dass man vielleicht selbst ein Problem hat?
Auf diese Problematik bezieht sich auch der Experte Dr. Max Pemberton in einem Gespräch mit der „Daily Mail“. Er bezieht sich dabei auf den sogenannten „Sober October“ (auf Deutsch „nüchterner Oktober“), den viele Menschen ähnlich wie den „Dry January“ (auf Deutsch „trockener Januar“) dafür nutzen, um einen Monat komplett auf Alkohol zu verzichten.

Hochfunktionale Alkoholiker wissen oft selbst nicht, dass sie ein Problem haben
Dem Experten zufolge sei das generell eine gute Idee, zumal es helfen könne, hochfunktionale Alkoholikerinnen und Alkoholiker zu erkennen. Denn wenn eine Person das Getränk während des 31-tägigen Monats vermissen würde, sei das ein starkes Indiz. Dabei gehe es nicht darum, mal ein Glas Wein zum Abendessen zu vermissen, sondern dass sich dann zeigen würde, dass Alkohol möglicherweise eine größere Rolle in den Gedanken spielen würde, als zunächst angenommen.
Ein weiterer Hinweis könne ein innerlicher Countdown sein, nach dem Motto: „Nur noch 12 Tage, dann kann ich wieder Alkohol trinken.“ Hochfunktionale Alkoholikerinnen und Alkoholiker würden während einer solchen Phase zudem gesellschaftliche Zusammenkünfte eher meiden. Das würde laut Pemberton daran liegen, dass Betroffene – auch unbewusst – davon ausgehen würden, dass es ohne Alkohol langweilig werden könnte. Man solle in solchen Situationen sich selbst und seine Motive hinterfragen.
Ein weiteres Anzeichen soll schlechte Laune in der Zeit sein, in der hochfunktionale Alkoholikerinnen und Alkoholiker auf das Getränk verzichten. Dieses wird von Betroffenen oft etwa zum Stressabbau genutzt, was sich dann bei Verzicht bemerkbar mache. Zudem würde ein starker Hang bestehen, gegen die Regeln des Alkoholverzichts zu verstoßen, was dann auch oft geschehen würde. Grund dafür sei das unterschwellige Verlangen nach einem Drink – auch dann, wenn man wisse und fühle, dass es dem Körper ohne Alkohol besser geht. So oder so: Ein bewusster Alkoholverzicht für eine bestimmte Zeit kann dem Körper guttun und unter Umständen Klarheit verschaffen.