Was passiert beim Fingerknacken mit den Knochen? Ärztin klärt auf

Viele knacken im Alltag regelmäßig mit den Fingern. Doch was genau passiert dabei mit den Knochen und kann das unter Umständen schädlich sein?
Was passiert beim Fingerknacken mit den Knochen? Ärztin klärt auf
Shutterstock / Emily frost; Instagram @violin.md
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Während Fingerknacken die einen entspannt, können andere das Geräusch nicht ausstehen. Dabei sind nicht alle überhaupt gleichermaßen in der Lage dazu, ihre Gelenke bewusst knacken zu lassen; laut „AOK“ können das nur etwa 45 Prozent der Bevölkerung. Wer regelmäßig mit den Fingern knackt, empfindet das oft als angenehm. Das Vorgehen wird dadurch schnell zur Gewohnheit. Man hört allerdings auch immer wieder, dass man dadurch die Gelenke belastet und etwa Arthrose begünstigt.

Von dieser Annahme berichtet auch die Internistin und Rheumatologin Dr. Siobhan Deshauer. Sie erzählt, dass immer wieder Leute zur ihr kämen, die sich für die Angewohnheit entschuldigen würden, weil sie eigentlich wüssten, dass sie schädlich sei. Das hat sie zum Anlass genommen, sich genauer mit den Vorgängen zu beschäftigen. Dabei zeigte sich, dass das Fingerknacken die Wissenschaft bereits seit langer Zeit vor Rätsel stellt.

Ältere Frau beim Fingerknacken mit beiden Händen
iStock / rfranca

Was genau passiert beim Fingerknacken im Körper?

Eine Theorie aus den 70er-Jahren besagt, dass das knackende Geräusch von zerplatzenden Gasbläschen innerhalb der Gelenkflüssigkeit (der sogenannten Synovia-Flüssigkeit) verursacht wird. Das Auseinanderziehen der Fingergelenke erzeugt dabei einen Unterdruck, der das eigentlich gebundene Gas explosionsartig entweichen lässt, vergleichbar mit dem Vorgang beim Öffnen einer Mineralwasserflasche.

Dr. Deshauer berichtet aber auch von einem MRT-Experiment im Jahr 2015. Dieses legte nahe, dass Geräusch eher beim Entstehen dieser Bläschen auftrat. An dieser Theorie gibt es allerdings Kritik aufgrund der Tatsache, dass MRT-Geräte „nur“ circa drei Bilder pro Sekunde machen können. 2018 wiederum veröffentlichte ein Forscher der Harvard University ein mathematisches Modell, das auf der akustischen Signatur des Knackgeräuschs basierte.

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Das Ergebnis gab der Theorie aus den 1970er-Jahren recht, legte aber auch nahe, dass für das Geräusch beim Fingerknacken nicht die ganze Blase platzen muss – was wiederum zu den MRT-Bildern passt. Final geklärt scheint das Mysterium um die Knackgeräusch damit allerdings noch nicht, wie auch Dr. Deshauer unterstreicht. Aber ist der Vorgang denn nun schädlich?

Fingerknacken: Röntgenbild ener Hand
YouTube @Violin MD

Die Folgen von Fingerknacken für Knochen und Gelenke

Zumindest darauf scheint die Antwort eindeutiger zu sein. Denn wie die Expertin erklärt, gebe es bisher keinerlei Hinweise darauf, dass durch Fingerknacken langfristige Gelenk- oder anderweitige Schäden verursacht würden. Sie berichtet von einem Arzt aus Kalifornien, der dazu ein bemerkenswertes Selbstexperiment über 50 Jahre durchführte. Dabei ließ er jeden Tag zweimal die Gelenke an seiner linken Hand knacken, die an der rechten nicht. Spätere Röntgenaufnahmen zeigten jedoch in keiner seiner Hände eine Arthritis.

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Dr. Deshauer betont allerdings auch, dass an diesem Experiment nur eine Person teilgenommen habe. Allerdings würden auch größer angelegte Studien, die Personengruppen mit Fingerknacken mit Gruppen ohne Knacken verglichen hätten, keinen Arthritis-Zusammenhang zeigen. Allerdings hätte zumindest eine Studie in den 90er-Jahren festgestellt, dass die Griffkraft bei Menschen mit regelmäßigem Knacken im Vergleich etwas abnahm und dass die Gelenke schneller anschwellen würden.

Dennoch kommt sie zudem Fazit, dass Fingerknacken allgemein nicht schädlich sei. Nur, wer dabei Beschwerden habe, sollte unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Abschließend hält sie dementsprechend fest: „Knackt ruhig drauflos!“

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