Glück ist ein vielschichtiger Begriff, der Verschiedenes bedeuten kann. Zum einen wird er für das Ergebnis günstiger Umstände verwendet, die im Zusammenhang mit dem Zufall auftreten. Zum anderen steht das Wort für positive Emotionen, Wohlbefinden und einen Zustand der Zufriedenheit. Auf chemischer Ebene lässt sich Glück auf bestimmte Botenstoffe zurückführen, zu denen vor allem Serotonin, Dopamin, Oxytocin und Endorphin gehören. Im besten Fall befinden sich diese Stoffe im Gleichgewicht. Sollte das nicht der Fall sein, geht es mitunter nicht nur darum, weniger glücklich zu sein. Anhaltende Niedergeschlagenheit kann ernstzunehmende Erkrankungen wie Depressionen auslösen.
Glück ist also grundsätzlich etwas, das jeder anstrebt. Der Weg dorthin ist allerdings höchst individuell. Forscherinnen und Forschern haben allerdings grundsätzliche Dinge identifiziert, die jeden zufrieden machen. Eine wesentliche Komponente sind positive Emotionen an sich. Wer Glück empfinden möchte, sollte sich also auch um andere „gute“ Gefühle bemühen. Laut Dorothee Salchow, die Teil der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie ist, bietet sich dafür das Vokabular der zehn positiven Emotionen von Barbara Fredrickson an.
Diese umfassen Vergnügen, Inspiration, Dankbarkeit und Liebe sowie Ehrfurcht, Interesse, Stolz, Freude, Gelassenheit und Hoffnung. „Wir wissen, dass – kurz gesagt – das Erleben positiver Emotionen kurzfristig dazu führt, dass wir in der Lage sind, mehr Reize wahrzunehmen und diese zu verarbeiten. Es bilden sich mehr neuronale Verknüpfungen. Dies unterstützt unsere geistige Flexibilität und Kreativität und wir können besser Probleme lösen“, erklärt Salchow im „Focus“.

Glück ist subjektiv, aber es gibt objektive Faktoren
Ebenfalls wichtig sind gute Beziehungen, wie etwa eine umfangreiche Studie der Harvard-Universität belegt, die seit mehr als 80 Jahren Daten zu dem Thema erhebt. Dabei werden seit 1938 etwa 2000 Personen aus inzwischen drei Generationen in einer Langzeitstudie untersucht. Der Studie zufolge sind wertschätzende und unterstützende Beziehungen ein wichtiger Faktor, da sie Zugehörigkeitsgefühle fördern, was sich nachweislich auch positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Damit sind im Übrigen nicht nur romantische Beziehungen gemeint, sondern auch familiäre und freundschaftliche. Sogar positive Zufallsbegegnungen können sich spürbar auf das Glücksempfinden auswirken.
Darüber hinaus ist gelebte Sinnhaftigkeit ebenfalls ein wichtiger Schlüssel zum Glück. Dabei ist es irrelevant, ob dieser Sinn im Privaten liegt oder in der Arbeit oder auch einem Ehrenamt gefunden wird. Aber die Wirkung einer wie auch immer gearteten Tätigkeit, die zu einem größeren Ganzen beiträgt, ist nicht zu unterschätzen. In diesem Kontext sind aber auch Erfolgserlebnisse enorm wichtig, die durch das Erreichen von Zielen ausgelöst werden. Das müssen nicht immer messbare und bewusste Ziele sein. Allerdings kann es dem persönlichen Glücksempfinden helfen, wenn man sich selbst – erreichbare – Ziele steckt.

Macht Geld eigentlich wirklich glücklich?
Dazu kommen weitere messbare Faktoren. So gibt es etwa Studien, die nahelegen, dass das Glücksempfinden mit dem Alter steigt. Das dürfte zum einen an einem gewissen Wohlstand liegen. Denn – wie andere Studien beweisen –: Geld macht tatsächlich glücklich. Das gilt zwar nicht unbegrenzt, aber Untersuchungen konnten einen deutlichen Zusammenhang zwischen steigendem Einkommen und positiven Emotionen feststellen. Allerdings nennen verschiedene Studien dafür auch verschiedene Obergrenzen zwischen 75.000 und 200.000 US-Dollar Jahresgehalt. Eine auf Deutschland bezogene Studie ermittelte als Schwelle im vergangenen Jahr ein Jahresgehalt von 60.000 Euro. Allerdings zeigen dieselben Studien, dass finanzieller Wohlstand dabei nie die einzige Zufriedenheitskomponente ist. Es wirkt allerdings unterstützend für andere Faktoren.
Zum anderen ändert sich das persönliche Glücksempfinden im Laufe des Lebens. Während jüngere Personen oft andere hormonelle Schwellen aufweisen und danach in der Regel eine Phase des Stresses folgt, wenn etwa eine Familie gegründet wird, steigt im Anschluss die Zufriedenheit ab einem Alter von etwa 60 wieder deutlich an. Ältere Menschen brauche dabei aufgrund ihrer Lebenserfahrung oft weniger, um Glück zu empfinden. Zudem sind in diesem Alter die Beziehungen und das soziale Umfeld oft besonders gefestigt, bis dann die Jahre unmittelbar vor dem Tod die Zufriedenheit wieder sinkt.
Grundsätzlich muss man aber auch festhalten, dass das menschliche Gehirn nicht darauf ausgelegt ist, dauerhaft glücklich zu sein. Die Forschung warnt in diesem Zusammenhang immer wieder vor „toxischer Positivität“. Dazu kommt, dass ständiges Glück dazu führt, dass Menschen sowohl leichtgläubiger als auch leichtsinniger werden. Gleichzeitig sinken Produktivität und Motivation.