Die Performancekünstlerin Marina Abramovic wurde insbesondere mit ihrer Aktion „Rhythm 0“ berühmt. Im Jahr 1974 war sie „bereit zu sterben“, um herauszufinden, wie weit Menschen gehen würden. Sechs Stunden lang durften die Zuschauer mit ihrem Körper machen, was sie wollten.
Noch heute spricht die mittlerweile 79-Jährige über diese einschneidende Erfahrung, die sie jedoch nie bereut hat. Kürzlich verriet sie in einem Podcast, wie das Publikum nach der Performance reagierte. „Die Galerie sagte, die sechs Stunden seien vorbei, ich ging auf die Besucher zu, ich war nackt, ich war voller Blut, ich war in einem schrecklichen Zustand, jemand hatte mir in den Hals geschnitten und so weiter“, berichtet die Künstlerin.

Reaktion auf „Rhythm 0“: Marina Abramovic gestattete Zuschauern, alles mit ihrem Körper zu machen
Marina Abramovic ist demnach bis an ihre äußersten Grenzen gegangen, um das Projekt zu vollenden. Sie sagt, „das Publikum ist durchgedreht“. Doch anstatt anschließend mit ihr zu sprechen und vielleicht sogar zu erklären, wie es so weit kommen konnte, reagierten die Zuschauer ganz anders. „Und dann ging ich auf sie zu, und sie rannten alle weg“, erzählt Marina. Die Zuschauer drückten sich vor einem Statement und hatten offenbar Angst vor der Situation. Die meisten Gäste seien aggressiv und gewalttätig gewesen. Nur einige Wenige wollten sich um sie kümmern, und ihr sogar helfen.
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„Angesichts ihrer Willensaufgabe und des damit verbundenen Zusammenbruchs der menschlichen Psyche begann sich im Publikum eine Schutzgruppe zu bilden“, erklärte der Kunstkritiker Thomas McEvilley. „Als Marina eine geladene Waffe an den Kopf gehalten wurde und ihr eigener Finger den Abzug betätigte, kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Fraktionen im Publikum“, heißt es weiter. „Rhythm 0“ gilt mittlerweile als eine der bedeutendsten Kunstaktionen überhaupt.
